Elektroauto-Startup Fisker steuert auf Liquidation zu

Ziemlich gut Veranlagt - der Aktienpodcast mit Rüdiger Landgraf und Robert Kleedorfer
Dem US-Autobauer ist das Geld ausgegangen. Eine ursprünglich angestrebte Sanierung dürfte scheitern. Die Aktie ist de facto ein Totalverlust.

Das US-Elektroauto-Startup Fisker steuert nach dem Antrag auf Gläubigerschutz seinem Anwalt zufolge auf eine Liquidation zu. Grund sei der Streit zweier Gläubigergruppen über die Reihenfolge der Auszahlung der verbliebenen Vermögenswerte, sagte Fiskers Anwalt Brian Resnick am Freitag bei einer Anhörung vor dem Konkursgericht in Wilmington. Ursprünglich hatte das Unternehmen erklärt, es werde sich um zusätzliche Finanzmittel bemühen und den "reduzierten Betrieb" fortsetzen.

Das Unternehmen gehe nun nicht mehr davon aus, Finanzmittel erhalten zu können, sagte Resnick. Der Tesla-Rivale plane deshalb, seine Vermögenswerte zu veräußern. Es sei eine vorläufige Vereinbarung mit einem einzigen Käufer für alle 4.300 Fahrzeuge getroffen worden. Fisker schuldet zwei Gruppen von Gläubigern über 850 Millionen Dollar (792,98 Mio. Euro). Die Aktie ist de facto ein Totalverlust, wird aber noch gehandelt.

Nach dem Scheitern der Verhandlungen mit einem großen Autohersteller hatte die Firma des dänischen Auto-Designers Henrik Fisker am Montagabend in den USA Insolvenz nach Chapter 11 angemeldet. Vermögenswerte von etwa 500 Millionen Dollar bis zu einer Milliarde Dollar stehen Fiskers Angaben zufolge Verbindlichkeiten zwischen 100 Millionen Dollar und 500 Millionen Dollar gegenüber.

Auch die Österreich-Tochter des Unternehmens ist insolvent. Anfang Mai wurde in Graz das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung über Fisker Österreich eröffnet. Die Verbindlichkeiten (Passiva) wurden mit 1,34 Mrd. Euro angegeben. Die Aktiva belaufen sich laut KSV auf 959 Mio. Euro (Buchwerte) oder zu geschätzten Liquidationswerten auf 40,5 Mio. Euro (AKV) oder 66,3 Mio. Euro (Creditreform). Das Unternehmen wollte ursprünglich 40.000 Autos pro Jahr von Magna in Graz produzieren lassen, doch wurde nur ein Viertel davon gebaut. Magna hatte die Produktion bereits vor der Insolvenz des Unternehmens gestoppt.

Fisker Österreich strebt allerdings weiterhin eine Sanierung an, die nach wie vor durch den Einstieg eines Investors gelingen soll. Entsprechende Gespräche würden derzeit stattfinden. Die Erfüllbarkeit des Sanierungsplanes wird wesentlich davon abhängen, ob ein Investor gefunden werden kann. Die Sanierungsbestrebungen der Fisker GmbH seien damit nach wie vor aufrecht. Der Planvorschlag lautet auf eine Quote von 30 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren nach Annahme des Sanierungsplanes. "Die Angemessenheit und Erfüllbarkeit des angebotenen Sanierungsplans wird vor der Abstimmungstagsatzung am 8. August noch einer detaillierten Überprüfung zu unterziehen sein", sagte Brigitte Peißl-Schickmair, Leiterin Insolvenz Graz beim KSV1870.

Seit der Insolvenz wurden bei der österreichischen Tochter mehrere Teilbereiche, und zwar "Sales und Services Wien", "Backoffice" sowie "Qualitätssicherung und Integration", insolvenzgerichtlich geschlossen, wodurch erhebliche Einsparungen erreicht werden konnten, hieß es seitens des Alpenländischen Kreditorenverbandes AKV. Von den ursprünglich bei Verfahrenseröffnung beschäftigten 47 Dienstnehmerinnen und Dienstnehmern sind derzeit nur mehr 20 Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt.

Im Insolvenzverfahren um die Österreich-Tochter fand am Dienstag die erste Berichts-und Prüfungstagsatzung am Zivillandesgericht in Graz statt. Bis zum Ende der Anmeldefrist am 11. Juni wurden 161 nunmehr überprüfte Forderungen angemeldet: Insgesamt wurden Forderungen in der Höhe von mehr als 1,16 Mrd. Euro angemeldet, wovon 10,92 Mio. Euro anerkannt wurden, Forderungen über 1,15 Mrd. Euro werden somit bestritten.

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