Ein Viertel weniger Unternehmensneugründungen
Die Coronakrise hat vielen die Gründerlaune verdorben. Zwischen Mitte März und Mitte Juni ist die Zahl der Unternehmensneugründungen ohne Personenbetreuer im Vergleich zur Vorjahresperiode um 23 Prozent auf 6.460 eingebrochen. Im gesamten ersten Halbjahr sank die Anzahl um 8,6 Prozent auf 15.645, wie aus aktuellen Daten der Wirtschaftskammer (WKÖ) hervorgeht.
Die Chefin des WKÖ-Gründerservice, Elisabeth Zehetner-Piewald, ortet aber bereits wieder einen Aufwärtstrend. Die Talsohle bei den Neugründungen rund um den Corona-Lockdown sei durchschritten, sagte Zehetner-Piewald im APA-Gespräch.
Digitalisierungsturbo
Die aktuellen Unternehmensgründer würden sich die potenziellen Auswirkungen der Pandemie auf ihr Geschäftsmodell genau ansehen. "Die jetzt gründen, haben sich auf die Rahmenbedingungen eingestellt", so die Wirtschaftskammer-Vertreterin. "Die Krise war sicherlich ein Digitalisierungsturbo." Auf die Online-Präsenz und Webshops werde von Beginn an mehr Fokus gelegt.
Auf Gewerbe und Handwerk entfielen 38 Prozent der gesamten Unternehmensneugründungen im ersten Halbjahr, 29 Prozent auf den Handel, 19 Prozent auf Information und Consulting und knapp 8 Prozent auf Tourismus und Freizeitwirtschaft. Die Coronakrise hat sich nicht besonders stark auf den prozentuellen Anteil der Sparten bei den Neugründungen ausgewirkt. Im Gewerbe und Handwerk, Transport und Verkehr sowie im Tourismus sank der Anteil um rund 1 Prozentpunkt und im Handel gab es ein Plus von über 2 Prozentpunkten.
Unsicherheit
Wie hoch die Gesamtzahl der Unternehmensneugründungen am Jahresende ausfallen wird, ist für Zehetner-Piewald derzeit schwer abschätzbar. Die Corona-Pandemie sei weiter "ein Unsicherheitsfaktor", es herrsche Unklarheit, "wie es sich einpendelt". Weiterhin stark betroffen von der Coronakrise seien vor allem die Veranstaltungs- und Kulturbranche sowie die Stadthotellerie.
Sollte es zu einer zweiten Corona-Infektionswelle im kommenden Herbst oder Winter kommen, will sich die Wirtschaftskammer-Vertreterin für staatliche Hilfen für aktuelle Neugründer einsetzen. Derzeit sind nur Jungunternehmer, die vor dem 15. März gegründet haben, für Corona-Hilfen anspruchsberechtigt.
Die WKÖ-Gründerservice-Chefin appelliert an alle Neugründer, mögliche Worst-Case-Szenarien mitzudenken. Was sei der Plan, wenn aufgrund der Coronakrise ein Markt komplett wegbreche, die Lieferkette nicht mehr funktioniere oder es Liquiditätsprobleme gebe. Die Gefahr durch die Corona-Pandemie sei nun aber auf jeden Fall "mehr einschätzbar als vor einem halben Jahr".
Kommentare