Durst nach Tequila wird größer, aber die Agaven werden knapp

Durst nach Tequila wird größer, aber die Agaven werden knapp
Nachfrage ist stärker als das Angebot. Hersteller setzen auf "Premium" und höhere Preise.

Sunrise, Margarita, Paloma – Barkeeper Shubham Walavalker kann die Tequila-Cocktails gar nicht so schnell mixen, wie sie getrunken werden.

"Jedes Wochenende haben wir nicht genug Tequila", sagt der 24-Jährige, der in einer Londoner Bar arbeitet.

In Europa ist der Schnaps auf dem Vormarsch: Nach Angaben der mexikanischen Tequila-Regulierungsbehörde CRT ist das Exportvolumen nach Spanien 2022 um 90 Prozent und nach Großbritannien um 68 Prozent gestiegen.

1,59 Euro pro Kilo Agave

Aber es gibt ein Problem – die Agaven, die stacheligen Pflanzen, aus denen Tequila hergestellt wird, werden knapp. "Es gibt einen massiven Mangel an Agaven in der Tequila-Industrie", sagt Trevor Stirling, Analyst bei Bernstein.

Die Preise für das Gewächs seien in den letzten Jahren in die Höhe geschnellt und hätten Ende 2022 die Marke von 31 Pesos (1,59 Euro) pro Kilogramm erreicht. Über die letzten zwei Jahrzehnte hinweg habe der Preis bei etwa fünf bis sieben Pesos gelegen.

"Es ist ein Thema von Angebot und Nachfrage", fügt er hinzu. Die Nachfrage wächst schneller als die Pflanze, die etwa sieben Jahre braucht, um zu reifen.

Die europäischen Kunden bekommen den Preissprung deutlich zu spüren. Tequila kostete den Marktforschern von NielsenIQ zufolge im Dezember vergangenen Jahres 16 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

US-Markt schon reifer

Tequila ist zwar weit davon entfernt, die Popularität von Wodka, Whisky, Rum und Gin in Europa zu brechen. Er hat jedoch Fuß gefasst und ist nach Angaben des US-Spirituosenhändlers Proximo Spirits, der die weltweit meistverkaufte Tequila-Marke Jose Cuervo vertreibt, die am schnellsten wachsende Spirituose in der Region.

In Europa gebe es viel weniger Tequila-Marken als in den USA, wo der Markt reifer und wettbewerbsfähiger sei und jede Woche neue Marken auftauchten, sagt Michael Merolli, Leiter des Tequila-Geschäfts beim französischen Spirituosenkonzern Pernod Ricard.

Die Hersteller verfolgten deshalb eine Strategie der "Premiumisierung", bei der sie Qualität und Exklusivität ihrer Marken betonten. Das treibe die Preise zusätzlich in die Höhe.

Eine ähnliche Beobachtung macht auch Robyn Evans, die eine auf Tequila spezialisierte Bar in London leitet. "Ich habe festgestellt, dass deutlich mehr Marketing betrieben wird", sagt die 31-Jährige.

Nachfrage übersteigt das Angebot

Einige Branchenvertreter sehen mittelfristig eine Atempause von der Verknappung der Agave, die etwa sieben Jahre braucht, um zu reifen, bevor sie geerntet werden kann. Die vor einigen Jahren gepflanzten Agaven werden irgendwann erntereif sein, sagt Luis Fernando Felix, Manager bei Proximo Spirits.

Derzeit übersteige zwar die Nachfrage das Angebot bei weitem. Doch für die absehbare Zukunft säht Feix ähnlich wie einige seiner Branchenkollegen Hoffnung: "In etwa zwei Jahren wird der Preis für Agaven sinken, weil das Angebot größer sein wird als die Nachfrage".

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