Drohnen: Zwischen Freund und Feind unterscheiden

Fast täglich gibt es derzeit rund um Flughäfen in Europa Sichtungen von Drohnen. Die Sichtungen führen zu massiven Verspätungen und Flugausfällen. Meist kann über den Ursprung nur gemutmaßt werden. Hier kommt das österreichische Hightech-Unternehmen Frequentis ins Spiel. Dieses erweitert kontinuierlich sein Geschäftsfeld rund um Drohnentechnologien.
Zwar macht das Segment derzeit nur einen kleinen Anteil am Gesamtumsatz aus, doch das Potenzial ist enorm. Besonders im Bereich der Softwareintegration und Luftlagebilder will Frequentis seine Stärken ausspielen. „Durch die geänderte geopolitische Lage erwarten wir in den nächsten Jahren steigende Investitionen in militärische Sicherheit und Luftverteidigung“, sagt Frequentis-Chef Norbert Haslacher. In Zuge dessen ist der Aktienkurs in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen.
Luftlagebild
Frequentis entwickelt intelligente Software-Systeme, die zivile und militärische Drohnen in bestehende Flugsicherungsnetzwerke einbinden. Ziel ist ein ganzheitliches Luftlagebild, das eine klare Freund-Feind-Erkennung ermöglicht. „Unsere Lösungen werden beispielsweise beim Management des unteren Luftraums – Drohnen, Hubschrauber und Flugzeuge – eingesetzt“, sagt Haslacher zum KURIER.

Dabei werden die Sensordaten der Kunden gesammelt, aufbereitet und den Operatoren in Echtzeit bereitgestellt. Im Fokus stehen auch Themen wie Anti-Jamming und Anti-Spoofing, also der Schutz vor Stör- und Täuschungsversuchen.
Frequentis produziert keine physischen Abwehrsysteme gegen Drohnen, stellt jedoch Softwarelösungen bereit, die eine Identifizierung und Klassifizierung ermöglichen. Dadurch kann eine klare Unterscheidung zwischen registrierten und unbekannten Drohnen erfolgen. Die operative Abwehr feindlicher Drohnen übernehmen anschließend die zuständigen Behörden.

„Das Geschäft mit Drohnen macht derzeit nur einen relativ kleinen Teil unseres Gesamtumsatzes aus“, sagt Haslacher. Im Verteidigungsbereich, der rund 20 Prozent des Gesamtumsatzes ausmacht, arbeitet das Unternehmen an der Integration von Drohnen in militärische Luftraumüberwachungssysteme. Dazu zählen Projekte in den Bereichen Freund/Feind-Erkennung, Remote Digital Towers und Sensornetzwerke.
Besonders im Rahmen der „European Sky Shield“-Initiative, an der mehr als 20 Staaten beteiligt sind, kann Frequentis seine Erfahrung einbringen – etwa aus der Vernetzung von Sensoren für die deutsche Bundeswehr. Beim österreichischen Bundesheer ist die Frequentis-Software noch nicht in Anwendung.
Austro Control
Die Drohnensoftware von Frequentis kommt bereits in einigen europäischen Ländern zum Einsatz. In Norwegen ist seit 2022 ein Fluginformationssystem für Drohnen an 17 Flughäfen in Betrieb, das mit internationalen Innovationspreisen ausgezeichnet wurde. Auch in Österreich hat Frequentis mit der Austro Control eine landesweite UTM-Lösung (Uncrewed Traffic Management) umgesetzt, die seit 2023 aktiv ist.
Litauen betreibt seit 2025 ein cloudbasiertes landesweites UTM-System, während Estland 2023 ein solches System nach nur sieben Monaten Projektlaufzeit in Betrieb nahm. Zuletzt wurde in Deutschland ein gemeinsames Projekt mit Vodafone gestartet, bei dem 5G-Drohnen Rettungskräfte unterstützen. Auch Schweden führt derzeit ein landesweites Verkehrsmanagementsystem für unbemannte Luftfahrzeuge von Frequentis ein.
„Wir liefern unsere für den militärischen Einsatz gedachten Produkte nur an NATO- und NATO-freundliche Staaten“, sagt Haslacher. „Unser Geschäft ist die Integration von Hardware mithilfe unserer Software – wir stellen also die Schnittstellen zwischen der Hardware des Kunden und den Monitoren und Steuerungsgeräten des Kunden her.“ Eine Anwendung dieser spezialisierten Software durch unbefugte Dritte erscheint Haslacher ohne Unterstützung von Frequentis schwierig zu sein.
Inspektionen
Auch im Heimatmarkt Österreich ist Frequentis stark vertreten. Neben Austro Control arbeitet das Unternehmen mit den ÖBB an innovativen Projekten, etwa zur automatisierten Befliegung von Bahntrassen. Über das Corporate Start-up skyzr unterstützt Frequentis zudem kommerzielle Drohnenbetreiber mit der Softwarelösung wingman bei der sicheren und regelkonformen Genehmigung von Drohnenflügen – etwa zur Inspektion von Gletschern oder kritischer Infrastruktur.
Einen unmittelbaren Sprung bei Auftragseingang und Umsatz erwartet Haslacher infolge der aktuellen Drohnenthematik nicht, da Beschaffungsprozesse oft über mehrere Jahre laufen würden und zuerst in militärische Hardware-Komponenten (z. B. Drohnen, Raketen) investiert werde, bevor diese über Software-Lösungen in Kontrollzentralen eingebunden werden.
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