Die Irrfahrt der EZB: Endet heute die Nullzinspolitik?

Die Irrfahrt der EZB: Endet heute die Nullzinspolitik?
Jahrelang hat die Europäische Zentralbank nichts gemacht. Jetzt ist es eigentlich zu spät.

Heute entscheidet die Europäische Zentralbank (EZB) wieder einmal über den Leitzins. Der liegt ja seit Jahren auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Beobachter erwarten, dass die Währungshüter nichts machen.

Grund: Der Ukraine-Krieg. Denn das Wachstum in der EU geht deshalb stark zurück und könnte heuer bei nur noch rund zwei Prozent liegen. Wird der russische Gashahn abgedreht, kommt es überhaupt gleich zu einer kräftigen Rezession.

Wird der Leitzins erhöht, werden die Kredite teurer. Das wäre Gift für das restvorhandene Wachstum. Und das wäre auch schlecht für die Börsen. Tut die EZB aber nichts, steigt die Inflation weiter.

Die Irrfahrt der EZB: Endet heute die Nullzinspolitik?

EZB-Chefin Christine Lagarde

Geringes Wachstum und hohe Inflation sind ungemütlich, wenn sie zusammen auftreten. Man nennt das Stagflation. In der Praxis bedeutet das Geldentwertung und Arbeitslosigkeit.

Nur zur Erinnerung: Als die Zinsen jahrelang bei Null herumgrundelten, verkündete die EZB, das Inflationsziel läge bei zwei Prozent.

Ab der Mitte der vorigen Dekade hätte man die Zinsen erhöhen können. Hoch verschuldete Länder wie Italien, Spanien, Portugal, Griechenland und auch Frankreich haben das verhindert.

Sie hätten für ihre Schulden höhere Zinsaufschläge zahlen müssen. Das wiederum hätte das Schönwetterprojekt namens Euro gefährdet.

„Die Geldpolitik steht vor einem Zielkonflikt zwischen Preis- und Produktionsstabilisierung, wie er in ähnlicher Weise im Zuge der beiden Ölpreisschocks 1973 und 1979 aufgetreten war“, heißt es in dem gestern veröffentlichten Gutachten für die deutsche Regierung.

Übersetzt: Den Menschen in der Euro-Zone geht es jetzt wie den Gefährten des griechischen Helden Odysseus, als der die Straße von Messina durchquerte.Dort hausten links Skylla, das menschenfressende Ungeheuer, rechts Charybdis, in deren Strudeln jedes Schiff zerschellte.

Tagung des EZB-Rats

Sechs Gefährten wurden gefressen. Egal also, wie sich die EZB und ihre Chefin Christine Lagarde heute entscheiden: Zahlreiche EU-Bürger werden jetzt sozusagen gefressen werden.

Sprich: Sie verlieren ihren Job und können obendrein wegen steigender  Zinsen ihren Wohnkredit nicht mehr zurückzahlen. 

Oder sie verlieren ihren Job und ihr erspartes Geld ist wegen der explodierenden Inflation bald nicht mehr wert.

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