Datenschützer zeigen auf, woher Kreditauskunftei Informationen bezieht

Frau durchstöbert Stapel von Akten auf einem Schreibtisch neben ihrem Laptop.
2.440 Personen erhielten von CRIF Auskunft. Organisation Noyb kritisiert Verwendung von Adressen und Tendenzen bei Bonitätsbewertung.

Zusammenfassung

  • Die Datenschutzorganisation Noyb kritisiert die Herkunft und Verwendung von Adressdaten durch die Kreditauskunftei CRIF für Bonitätsbewertungen.
  • Noyb bemängelt, dass Daten zu Zahlungserfahrungen lange gespeichert werden und sieht Unklarheiten bei der Löschung von Daten sowie bei der Rechtmäßigkeit von Datenabfragen.
  • Frauen und ältere Personen erhalten tendenziell bessere Bonitätsscores, während Stadtbewohner schlechter bewertet werden; Noyb prüft die statistische Belastbarkeit der Scores.

Die Datenschutzorganisation Noyb sieht die Vorgangsweise der Kreditauskunftei CRIF kritisch - vor allem, wenn es um die Herkunft des Datenmaterials von CRIF geht. Aber auch bei der Beurteilung der Bonität von Konsumentinnen und Konsumenten sehen die Datenschützer offene Fragen, geht aus einer Pressemitteilung am Donnerstag hervor. Dabei beruft sich Noyb auf die Daten von 2.440 Personen, die die bei CRIF gespeicherten Daten zu ihrer Person abgerufen haben.

CRIF wiederum sieht sich als Opfer einer Kampagne, die heuer im Juni von Noyb gestartet wurde, teilte die Kreditauskunftei in einer Stellungnahme mit.

Adressdaten als Basis für Bonitätsbewertung verwendet

Wie Noyb erklärt, soll CRIF die Adressdaten großteils von den Adressverlagen AZ Direct, dem Compass Verlag und DPIT beziehen. Allerdings dürften diese Verlage - so die Rechtsansicht von Noyb - die Adressdaten nur zu Marketingzwecken und nicht als Basis für die Bonitätsbewertung verkaufen.

Aber auch Telekomgesellschaften, Energieanbieter und Banken scheinen als Quellen für Adressdaten auf, teilten die Datenschützer rund um Noyb-Gründer Max Schrems weiters mit. CRIF hingegen verwendet die Daten nach eigenen Angaben nur unter klar definierten Rahmenbedingungen, oder sofern dies vertraglich geregelt und in den Geschäftsbedingungen der CRIF-Kunden vorgesehen ist.

Mobilfunker lieferten Daten

Dennoch sieht Noyb es besonders kritisch, dass eben auch Unternehmen wie Magenta, Drei, bank99 und Klarna als Quellen für die Verifizierung von Anschriften und Daten auftauchen. Bei diesen Unternehmen müssen sich Kundinnen und Kunden mit einem Ausweis identifizieren. "Diese geprüften Daten landen dann wohl bei der CRIF", merkte Schrems an. "Ob das irgendwie legal sein kann, prüft Noyb nun".

"Magenta beauftragt die CRIF als externe Dienstleisterin mit Bonitätschecks", heißt es dazu etwa von dem Telekom-Unternehmen. "Eine Weitergabe unserer Daten an Dritte oder eine Verwendung für eigene Zwecke ist nicht zulässig."

Insolvenzen werden schneller gelöscht als Zahlungsverzug

Von rund 10 Prozent der Personen in Österreich verfügt die Kreditauskunftei laut den Datenschützern über Daten zur Zahlungserfahrung. Dabei handle es sich meist um Inkasso-Forderungen, auch wenn diese bereits bezahlt wurden. Übersteige der Betrag 20 Euro, werde diese Information bis zu 7 Jahre gespeichert, so der Vorwurf von Noyb. Unter den 2.440 Testpersonen fanden sich nur 15 Insolvenzen.

Noyb vermutet, dass dies auf eine EuGH-Rechtssprechung zurückzuführen ist. Demnach müssen diese Daten nach einem Jahr gelöscht werden. "Die Logik, warum eine Insolvenz schnell gelöscht wird, eine zu spät bezahlte Rechnung aber nicht, erschließt sich uns nicht", sagte Schrems. Aber auch hier sieht sich die Kreditauskunftei im Recht: Man setze alle Datenschutzgesetze konsequent um. "Daten werden gelöscht, sobald die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind", teilte CRIF weiters mit.

Nicht in allen Fällen sah Noyb zudem einen triftigen Grund für Datenabfragen und vermutete präventive Abfragen oder eine Art "Background-Check". "Es könnte sein, dass hier einige CRIF-Kunden selbst die DSGVO (Datenschutz Grundverordnung, Anm.) verletzt haben", sagte Schrems - was CRIF wiederum bestreitet.

Frauen werden tendenziell besser bewertet

Auch die Qualität der Bonitätsbewertungen will sich die Datenschutzorganisation genauer ansehen: So erhielten Frauen tendenziell einen höheren Score als Männer. Zudem stieg die Bewertung mit dem Alter. Aber auch geografische Muster seien erkennbar. Menschen, die in Städten leben, werden tendenziell schlechter bewertet als jene im ländlichen Raum. Daher sollen die Scores gemeinsam mit einem Professor für Finanzmathematik mit den tatsächlichen Finanzdaten der Betroffenen verglichen werden, ob die Bonitätsbewertungen statistisch belastbar sind.

Sollte sich für Noyb der Verdacht erhärten, dass der CRIF-Score wenig bis gar nichts mit der individuellen Finanzlage zu tun hat, werde über weitere Schritte bis hin zu einer Sammelklage entschieden. Aber auch CRIF behält sich vor, rechtliche Schritte gegen die Vorgehensweise von Noyb zu setzen.

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