Crowdfunding weckt vermehrt Interesse

Eine Hand blättert durch einen Stapel von Euroscheinen.
56 Prozent würden sich an der alternativen Finanzierung eines konkreten Projekts beteiligen.

Der Fall des Waldviertler Schuhproduzenten Heini Staudinger hat Crowdfunding bekannt gemacht. Diese „Schwarm-Finanzierung“, bei der viele Privatpersonen mit kleinen Geldbeträgen regionale Projekte oder Unternehmen unterstützen, stößt bei den Österreichern auf zunehmendes Interesse.

Ein lächelnder Mann steht in einer Werkstatt neben einer Kleiderstange mit Schuhen.
Laut einer repräsentativen Umfrage des Market-Instituts für die Junge Wirtschaft können sich 56 Prozent der Österreicher vorstellen, in ein bestehendes Unternehmen in ihrer Umgebung zu investieren. Die meisten Interessenten wären bereit, dafür 700 bis 750 Euro hinzublättern. Als Gegenleistung stellen sie sich eine höhere Verzinsung als auf dem Sparbuch oder eine Gewinnbeteiligung vor.

Dass es sich bei Crowdfunding auch um ein Risikogeschäft handelt und bei Scheitern der Projekts ein Totalausfall droht, ist 92 Prozent der Befragten bewusst. Dabei zeigt sich auch, dass Männer deutlich risikofreudiger bezüglich Crowdfunding sind als Frauen.

Milliardenpotenzial

Markus Roth, Vorsitzender der Jungen Wirtschaft, sieht sich durch die Umfrage in seiner Forderung nach gesetzlichen Erleichterungen bestätigt. „Die Mehrheit der Österreicher steht positiv zu Crowdfunding. Da schlummert ein enormes Finanzierungspotenzial, um Arbeitsplätze zu schaffen.“ Roth schätzt, dass von den privaten Sparguthaben etwa 2,8 Milliarden Euro in die Finanzierung von Jungunternehmen sowie Klein- und Mittelbetrieben fließen könnte.

"Da schlummert ein enormes Finanzierungspotenzial"

Noch vor dem Sommer soll daher der gesetzliche Rahmen verbessert und auf EU-Niveau angepasst werden. Während sich die Parteien bei NGOs, Gemeinden und Genossenschaften weitgehend einig sind, spießt es sich noch bei der Prospektpflicht für Unternehmen. Die bisher schon ab einem Kapitalbedarf von 100.000 Euro vorgeschriebene Infopflicht für die Anleger soll auf mindestens 500.000 Euro angehoben werden. Die SPÖ will mit Hinweis auf den Anlegerschutz diese Grenzen noch verhandeln, gibt sich aber kompromissbereit. Eine Änderung des Bankwesengesetzes, damit das Einsammeln von Geldern nicht als Einlagengeschäft gilt, kommt für die SP hingegen nicht infrage.

Die finalen Verhandlungen im Parlament finden am 25. Juni statt.

Fakten

Für die Umfrage wurden 1001 Online-Interviews "repräsentativ für die österreichische Internet-Bevölkerung ab 18 Jahren" zwischen dem 14. bis 22. Mai 2013 unter der Projektleitung von David Pfarrhofer durchgeführt.

Zum Artikel Crowdfunding soll erleichtert werden

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