OECD: Coronavirus "größtes Wirtschaftsrisiko seit der Finanzkrise"

 OECD: Coronavirus "größtes Wirtschaftsrisiko seit der Finanzkrise"
Je nach Epidemieverlauf sinkt das weltweite Wirtschaftswachstum von erwarteten 2,9 Prozent auf 2,4 oder sogar auf 1,5 Prozent.

Die Coronavirus-Krise ist die größte Herausforderung für die Weltwirtschaft seit der Finanzkrise, glaubt die Industriestaaten-Organisation OECD.

Im besten Fall, also wenn die globale Ausbreitung des Coronavirus noch gut eingedämmt werden kann, werde das Wachstum der Weltwirtschaft um 0,5 Prozentpunkte leiden: Das gab OECD-Chefökonomin Laurence Boone am Montagvormittag in Paris bekannt. Zuvor, noch im November, waren die Experten von 2,9 Prozent Plus ausgegangen. Auch das waren für den globalen Maßstab bereits eher schwache Aussichten.

Jetzt wird das Wachstum bestenfalls bei 2,4 Prozent landen. Allerdings könnte es auch deutlich schlimmer kommen: In einem Krisenszenario - mit einem Domino-Effekt von Ansteckungen - erwartet die OECD eine Halbierung der Wachstumsaussichten, also nur noch 1,5 Prozent Zuwachs der Wirtschaftsleistung.

China stark betroffen

Am stärksten wäre China betroffen, wo das Virus zuerst auftrat. Folgen der wirtschaftlichen Probleme in der Volksrepublik dürften dann schnell zu spüren sein in den weltweit vernetzten Lieferketten von Unternehmen, ebenso für Reiseanbieter und Rohstoffhändler.

Für das laufende erste Quartal schließt die OECD nicht aus, dass die Weltwirtschaft sogar schrumpfen könnte. Alle 20 führenden Industrie- und Schwellenländer sind wirtschaftlich betroffen. Je stärker die Verbindungen zu China seien, desto stärker seien auch die  Auswirkungen - etwa in Japan, Südkorea und Australien.In China haben sich bislang mehr als 80.000 Menschen mit dem Virus infiziert, die meisten in der Provinz Hubei. Knapp 3000 Personen sind daran gestorben.

Während die Zahl der Neuinfektionen in China zuletzt nicht mehr so stark stieg, schoss sie in anderen Ländern - Iran und Italien zum Beispiel - in die Höhe.Das Wirtschaftswachstum in China dürfte sich laut OECD wegen des Virus deutlich verlangsamen. Die Ökonomen rechnen hier 2020 nur noch mit 4,9 Prozent, nachdem es 2019 noch 6,1 Prozent waren.

Deutschland: eine Spur geringer

Gegenüber den jüngsten OECD-Schätzungen im November sind auch die Perspektiven für Indien deutlich schwächer. Deutschland dürfte nur um 0,3 Prozent zulegen, ein Tick langsamer als zuletzt gedacht. 2019 waren es hierzulande noch 0,6 Prozent.

Italien, das vor allem im wirtschaftlich wichtigen Norden viele Corona-Fälle hat, wird laut OECD 2020 stagnieren, nachdem es 2019 noch ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent gab.

Die Industriestaaten-Gruppe empfiehlt höhere staatliche Ausgaben, um dem Konjunkturrückgang entgegenzuwirken. Die Gelder müssten vor allem in die Gesundheitssysteme fließen, um genügend Personal und Material zur Verfügung zu haben. Die Liquidität im Finanzsystem müsse zudem gesichert werden, damit Banken Gelder an Unternehmen verleihen könnten, die in Schieflage geraten. Auch Kurzarbeit sei ein sinnvolles Instrument.

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