Staatseinstieg? Wilde Spekulationen über Zukunft von Intel

FILE PHOTO: Intel's Annual Manufacturing Technology Conference in San Jose, California
US-Regierung erwägt offenbar Beteiligung an kriselnden Chipriesen. Ein neuer Großaktionär ging an Bord.

Wilde Spekulationen um die weitere Entwicklung beim US-Chipkonzern Intel. Wie Bloomberg und die New York Times berichten, erwägt die US-Regierung eine direkte Beteiligung am kriselnden Unternehmen. Details über die Höhe der Beteiligung und den Preis würden noch diskutiert, hieß es in dem Bloomberg-Bericht. Laut NYT soll der Staat 10 Prozent der Anteile übernehmen und damit größter Aktionär werden. 

Die Überlegung sei, dass Intel der Regierung Aktien als Gegenleistung für staatliche Förderungen zur Verfügung stellt, die dem Unternehmen in der Amtszeit von Präsident Joe Biden zugesagt worden waren. Intel kommt auf Zusagen von rund 8 Mrd. Dollar nach dem damaligen US-Gesetz zur Unterstützung der Chip-Industrie ("Chips-and-Science-Act"). Zusammen mit militärischen Projekten wären es knapp 11 Mrd. Dollar - und damit etwas mehr als 10 Prozent der Intel-Aktien derzeit am Markt kosten.

Eine direkte Stellungnahme von Intel oder der US-Regierung zu den Spekulationen gab es zunächst nicht. Die Intel-Aktie legte am Montag im regulären Handel an der Wall Street um mehr als sieben Prozent zu und stieg nachbörslich um weitere 2,6 Prozent. 

Softbank mit Milliarden-Beteiligung

Für Kursbewegung sorgte auch die Bekanntgabe eines neuen Großaktionärs. Der japanische Technologiekonzern Softbank kauft Intel-Aktien im Wert von 2 Mrd. Dollar (1,7 Mrd. Euro), gab das Unternehmen in der Nacht auf Dienstag bekannt. Der Kaufpreis liegt mit 23 Dollar pro Aktie leicht unter dem Schlusskurs von Montag.  

Softbank, geführt von Milliardär Masayoshi Son, baut gerade die US-Aktivitäten aus. Unter anderem ist der Konzern zusammen mit dem ChatGPT-Entwickler OpenAI an dem "Stargate"-Projekt beteiligt, das gigantische Rechenzentren für Künstliche Intelligenz bauen soll. Softbank gehört zudem die Mehrheit am Chipdesigner Arm, mit dessen Technologie praktisch alle Smartphones und Tablet-Computer laufen.

Intel in der Krise

Intel hatte zuletzt gewarnt, dass das Unternehmen aus der Chipherstellung aussteigen müsse, wenn es keine externen Kunden für seine Fabriken gewinnen könne. Der Konzern kämpft seit Jahren mit den Folgen strategischer Fehlentscheidungen und versucht, im boomenden Geschäft mit KI-Chips aufzuholen, das von Nvidia dominiert wird. Intel-Chef Intel-Chef Lip-Bu Tan hatte zuletzt den Sparkurs verschärfte und Massenkündigungen angekündigt. Pläne für ein Chipwerk in Magdeburg in Deutschland wurden endgültig abgesagt.

Erst Rücktrittsforderung, dann Zusammenarbeit

US-Präsident Donald Trump hatte Intel-Chef Lip-Bu Tan öffentlich zum Rücktritt aufgefordert und dies mit Verbindungen des Managers zu chinesischen Firmen begründet. Reuters hatte im April exklusiv berichtet, dass Tan in hunderte chinesische Firmen investiert hatte, von denen einige mit dem chinesischen Militär in Verbindung stehen. 

Nach einem Treffen von Trump und Tan in dieser Woche, an dem auch US-Handelsminister Howard Lutnick und US-Finanzminister Scott Bessent teilnahmen, hatte Trump allerdings versöhnliche Töne angestimmt. Das Treffen sei "sehr interessant" gewesen, man werde nun zusammenarbeiten und in den kommenden Wochen Vorschläge machen, sagte er.

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