Was sind Gallium und Germanium?
Gallium ist ein Metall und Germanium ein Halbmetall. Es handelt sich nicht um seltene Erden, aber sie haben eine hohe Bedeutung. Durch ihre speziellen Eigenschaften sind beide wichtig für die Hochtechnologiebranche. Das seltene Gallium hat etwa einen für Metalle ungewöhnlich niedrigen Schmelzpunkt von unter 30 Grad. Germanium ist ein sehr beständiger Halbleiter.
Wofür werden sie verwendet?
Beide Rohstoffe sind in der Elektronik von Bedeutung. Bevor Silicium in den 70ern zum Standard-Element der Halbleiter-Industrie wurde, war Germanium das wichtigste Material. Auch heute noch spielt es eine große Rolle bei der Produktion von Transistoren. Es kommt in Glasfaserkabeln, Solarzellen und militärischen Wärmebildkameras zum Einsatz.
Auch Gallium bekommt seine Bedeutung aus dem Hightech-Bereich. Es wird ebenfalls für Solarzellen verwendet, außerdem ist es Bestandteil von LEDs. Es steckt in den Chips, die moderne 5G-Netze stützen, und kommt vermehrt in der Ladeinfrastruktur von E-Autos zum Einsatz.
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Wer produziert sie?
Das ist die Krux bei der Sache. Der mit Abstand größte Produzent beider Rohstoffe ist die Volksrepublik China. Etwa 94 Prozent des weltweiten Galliums und 85 Prozent des Germaniums kommen aus dem Staat. Weitere Produzenten sind Japan, Russland und Südkorea für Gallium, sowie Kanada für Germanium. In Deutschland gibt es einen 2016 stillgelegten Galliumabbau. 2021 wurde jedoch angekündigt, ihn wieder hochzufahren.
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Wie werden sie gewonnen?
Große Vorkommen des reinen Rohstoffs gibt es weder bei Gallium noch bei Germanium. Sie werden als Nebenprodukte gewonnen, Gallium in der Aluminiumproduktion, Germanium in der Zink- oder Kupferproduktion. An sich sind die Materialien an vielen Orten verfügbar, wirtschaftlich zu fördern sind sie aber erst ab einer bestimmten Konzentration. Die gibt es vor allem in China. Viele Produzenten wurden von China mit Kampfpreisen aus dem Markt gedrängt.
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Droht jetzt ein Mangel?
Anders als bei vielen seltenen Erden gibt es bei Gallium und Germanium alternative Quellen zu China. Die scheiterten bis jetzt nicht unbedingt an der Verfügbarkeit der Rohstoffe sondern an den Kosten zur Förderung und Raffinierung. Sollten die Exportbeschränkungen streng ausfallen, ist mit steigenden Preisen und sinkender Produktion bestimmter Hightech-Produkte zu rechnen. Manche chinesische Firmen fürchten aber auch Folgen für sich selbst. Gegenüber der Financial Times sagte ein Produzent, dass er Schäden für chinesische Hersteller befürchte, ohne dass es am internationalen Markt zu Verwerfungen kommen würde.
Warum heißen sie wie antike Völker?
Und noch eine weniger drängende, aber interessante Frage. Germanium wurde von seinem Entdecker Clemens Winkler einfach nach seinem Heimatland Deutschland, auf Latein Germania, benannt. Man könnte annehmen, dass Paul Émile Lecoq de Boisbaudran gleichfalls patriotisch war, Gallia ist immerhin der lateinische Name für Frankreich. Gallus bedeutet auf Latein allerdings auch Hahn, zu Französisch le coq. Paul Émile Lecoq hat sich also nebenbei vermutlich auch selbst verewigen wollen.
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