China wird zum Risikofaktor für Autokonzerne

Zweistellige prozentuelle Wachstumsraten, hohe Margen und eine relativ unbedeutende lokale Konkurrenz: Für Autokonzerne aus aller Welt gilt China als Export-Paradies. Insbesondere Oberklassen-Hersteller profitieren vom Hang der Chinesen zu prestigeträchtigen und entsprechend teuren Fahrzeugen. Doch seit einigen Wochen ist das schöne Bild getrübt. Chinesische Kartellbehörden werfen den Konzernen vor, übermäßig viel von chinesischen Kunden für Ersatzteile, Services und die Autos selbst zu verlangen. Sie gehen mit Strafdrohungen und Razzien gegen die Töchter und Zulieferer vor Ort vor. Die Autobauer reagieren mit Preissenkungen. "Die Zeiten der goldenen Gewinne sind vorbei", analysiert Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des deutschen CAR-Instituts.
" China ist ein Land unter Protektionismus und daher schwer in seiner Entwicklung berechenbar." Erst gestern, Montag, teilte Audi mit, eine behördliche Strafe wegen "monopolartiger Praktiken" in ungenannter Höhe zu akzeptieren. Bis zu zehn Prozent dessen, was ein Konzern im Jahr in China einnimmt, könnten laut Gesetz fällig werden. Davor gerieten bereits Mercedes, BMW, Chrysler oder Jaguar Land Rover ins Visier der Chinesen. Sie reagierten umgehend mit Preisreduktionen von bis zu knapp 40 Prozent. Importfahrzeuge sind in China deutlich teurer als etwa in den USA; die Autobauer argumentieren, das liege an Zöllen und anderen Abgaben.

Russland
Hinzu komme die Ukraine-Krise, die Auswirkungen auf viele Märkte haben werde. Für Russland rechnet der Experte mit einem Absatzeinbruch im zweiten Halbjahr von 25 Prozent. "Bis Russland auf sein altes Wachstumsmuster zurückschwingt, vergehen gut vier Jahre." Der Konflikt werde auch auf die Konjunktur in Westeuropa durchschlagen, wodurch das Absatzwachstum dort auf 4,7 Prozent gebremst werde. Angesichts früherer Pkw-Neuzulassungen in Westeuropa von insgesamt 15,7 Mio. Stück im Jahr lässt die Annahme von 12,9 Millionen für heuer keinen Jubel aufkommen.
Generell muss laut Dudenhöffer nach einem guten ersten Halbjahr mit 36,6 Millionen Pkw-Verkäufen weltweit mit einer Eintrübung in der zweiten Jahreshälfte gerechnet werden. Im Gesamtjahr erwartet er ein Plus von 3,1 Prozent auf 73,5 Mio. Stück (im Vorjahr waren es noch 6,1 Prozent plus).
An die 90 Prozent des weltweiten Wachstums werden in China generiert, ein Viertel aller neuen Autos in dem Land verkauft, die Balance passe nicht mehr. "China wird ein Risiko", warnt Dudenhöffer. Eine mögliche Absicherung wäre, Geschäftsberichte neu zu gliedern und China als eigenständigen Teil mit separaten Verkäufen, Umsätzen, Kosten und Erträgen auszuweisen. "Sich aus China gänzlich herauszuhalten, wäre sicher falsch."
Österreich-Zahlen: Im Juli sind in Österreich mit 24.772 Pkw um 13,2 Prozent weniger neu zugelassen worden als im Juli des Vorjahres. Damit setzte sich der Rückgang der Neuzulassungen heuer (abgesehen vom Februar) fort, wobei es von Jänner bis inklusive Juli mit 191.379 um 4,2 Prozent weniger Pkw-Neuzulassungen gab. Insgesamt wurden im Juli 34.765 Kfz neu zugelassen (minus 12,3 Prozent zum Vorjahresmonat).
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