Burgenland Energie: Pannen in den Sonnenparks

Sonnenpark Nickelsdorf, derzeit größte PV-Anlage in Österreich
Probleme mit Kabel und Wechselrichtern, Inbetriebnahme verzögert sich, Pacht-Vertrag mit Kirche noch nicht unterschrieben

Da war der Chef der Burgenland Energie, Stephan Sharma, etwas zu voreilig. Der Sonnenpark Schattendorf gehe mit 1. Mai ans Netz, kündigte der ehemalige Verbund-Manager Anfang März an. SPÖ-Landeshauptmann Hans Peter Doskozil kam bei der Präsentation des ersten Photovoltaik-Parks des mehrheitlich landeseigenen Versorgers mit aufs Foto. Haushalte und Unternehmen könnten Paneele abonnieren und ihren Strombedarf kostengünstig decken.

Zwei Wochen später tönte Sharma noch in ganz anderen Dimensionen. Die Inbetriebnahme von Österreichs überhaupt größter Photovoltaik-Anlage (PV), dem Sonnenpark Nickelsdorf, stehe kurz bevor. Der erste Teilabschnitt werde im Mai gestartet, das Burgenland sei „Vorreiter der Energiewende“ (Sharma). 128 MW Leistung im Endausbau, das ist schon ganz ordentlich.Die Stromkunden werden sich allerdings noch etwas gedulden müssen, denn derzeit ist keine der beiden Anlagen aktiv.

Schattendorf soll Ende Juni in Betrieb gehen, der erste Teilbetrieb für Nickelsdorf ist für Juli geplant, sagt Unternehmenssprecher Jürgen Schwarz.

Burgenland Energie: Pannen in den Sonnenparks

Stephan Sharma, Chef der Burgenland Energie

 

Die Ursachen für die Verspätungen der „Vorreiter-Projekte“ sind technischer Natur, auch wenn das Unternehmen beteuert, es gebe keine Probleme dieser Art. Dass teilweise falsche Kabel eingebaut wurden und zusätzliche Wechselrichter benötigt werden, fällt im Burgenland offenbar nicht unter technische Probleme.

 

„Bei der implementierten routinemäßigen Überprüfung wurde festgestellt, dass einzelne Kabelstränge für die netztechnische Einbindung in den Wind/PV-Hybridpark ausgetauscht werden müssen“, erklärt Schwarz auf Anfrage des KURIER. Beide PV-Parks seien Hybrid-Anlagen mit netztechnischer Einbindung in einen bestehenden Windpark, um beide Energiequellen in Kombination zu nutzen und keine zusätzlichen Netzkapazitäten in Anspruch zu nehmen. Diese Einbindung erfordere aber einen „höheren Aufwand und spezielle technische Spezifikationen“.

Vielsagend, dass ausgerechnet ein Energieversorger das erst im Nachhinein bemerkt. Bauherr ist immerhin die Konzern-Tochter SonnenBau. Der Austausch der Kabel sei durch Projektentwicklungsverträge mit Partnern abgedeckt, ergänzt Schwarz. Derzeit wird mit den Sublieferanten verhandelt.

Da in Schattendorf direkt an die Stromkunden geliefert werde, brauche man neben den zentralen Wechselrichtern (Umwandlung von Gleich- in Wechselstrom) noch zusätzlich sechs dezentrale Wechselrichter. Die Bauarbeiten würden mit kommendem Samstag abgeschlossen sein, die dezentralen Wechselrichter nächste Woche geliefert und installiert. Das Projekt sei somit Ende Juni im Vollbetrieb.

Gerüchte im Burgenland, die Parks würden obendrein nicht der Ö-Norm entsprechen, dementiert Schwarz energisch. Alle Anlagen würden nach den höchsten Standards errichtet und Ö-Normen sowie Bescheid-Auflagen übererfüllen.

Die Investitionskosten werden mit insgesamt 125 Millionen beziffert. Das Projekt ist fremdfinanziert, der Energieversorger kalkuliert mit 35 Jahren Lebensdauer und 20 bis 25 Jahren Nutzungsdauer.

Diözese Eisenstadt

Obwohl schon die längste Zeit gebaut wird, ist der Pachtvertrag mit einem der Grundeigentümer in Nickelsdorf noch gar nicht unterschrieben. Während mit der Esterházy-Gruppe der Vertrag für Schattendorf inzwischen unter Dach und Fach ist, gibt es mit der Diözese Eisenstadt für Nickelsdorf bis dato lediglich ein Memorandum of Understanding. Über die Details wird derzeit noch verhandelt. Ebenso über künftige Kooperationen für Stromlieferungen, die Diözese ist ein Großkunde. Der Anteil der Kirche an der Gesamtfläche des Sonnenparks mache laut Schwarz nur fünf Prozent aus.

andrea.hodoschek

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