Britischer Bankier Sir Evelyn de Rothschild gestorben

Evelyn De Rothschild
Der langjährige Chef der Investmentbank N.M. Rothschild and Sons wurde 91 Jahre alt.

Der britische Finanzier und Bankier Evelyn de Rothschild ist tot. Das teilte sein Büro am Dienstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. "Mit großem Bedauern gibt Lady de Rothschild den Tod ihres geliebten Mannes, Sir Evelyn de Rothschild, bekannt", hieß es in der Mitteilung.

Der langjährige Chef der Investmentbank N.M. Rothschild and Sons, die heute den britischen Arm von Rothschild & Co darstellt, wurde 91 Jahre alt. Er sei friedlich in seinem Zuhause in London nach kurzer Krankheit gestorben.

Rothschild führte das jahrhundertealte Haus mit Sitz in London von 1976 bis 2003. Nach Angaben des Unternehmens wuchs das Kapital in dieser Zeit von 40 Millionen Pfund (heute rund 56 Mio Euro) auf 4,6 Milliarden Pfund an. Die Zahl der Filialen stieg von 15 auf über 50.

Unter Rothschilds Führung spezialisierte sich das Unternehmen auf das lukrative Beratungsgeschäft bei Börsengängen, Übernahmen und Fusionen sowie die Privatisierung von Staatsbetrieben. An der Privatisierung der britischen Strom- und Wasserwirtschaft war Rothschild ebenso beteiligt wie an der Übernahme des D2-Mannesmann-Konzerns durch Vodafone oder anderen Milliarden-Deals deutscher Firmen wie Henkel, Eon oder Wella.

Am 21. März 1989 wurde Rothschild von Königin Elisabeth II. zum Knight Bachelor („Sir“) geschlagen und war ab diesem Zeitpunkt auch Finanzberater der Britischen Krone. Bis zu seinem Rückzug aus den Bankgeschäften im Jahre 2003 im Alter von 72 Jahren, leitete er die Verschmelzung des englischen und französischen Zweiges der Rothschild-Banken.

Im Ruhestand widmete er sich wohltätigen Aufgaben. Bereits 1967 gründete er die Eranda-Rothschild-Stiftung, die mehr als 73 Millionen Pfund (83,7 Millionen Euro) für medizinische Forschung, Bildung und Kunst zur Verfügung stellte. Lange Zeit war er auch Vorsitzender des Wochenblattes "The Economist".

Ab und zu veröffentlichte Rothschild aus dem Ruhestand seine Ansichten zur Wirtschaftslage und Bankenethik in der Onlinezeitung Huffington Post. Der britischen Zeitung "Daily Telegraph" sagte er einmal, was ihn am meisten beschäftige, sei "der große Unterschied zwischen den Besitzenden und den Besitzlosen" sowie das Thema "Impact Investment" - Investitionen mit dem Ziel, messbare soziale und ökologische Ergebnisse neben finanziellen Renditen zu erzielen. Doch meist hielt sich der passionierte Kunstsammler an die alte Bankiersregel, wonach es vor allem auf Diskretion ankommt.

Er hinterlässt seine dritte Frau Lynn und drei Kinder sowie zwei Stiefsöhne.

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