Aufgearbeitet wurde die Gründung der Stiftung im Jahr 1907, für die Nathaniel von Rothschild ein Vermögen von 20 Millionen Kronen zur Verfügung gestellt hatte. Zu diesem Zeitpunkt waren noch Wien und Niederösterreich im Kuratorium vertreten. Nach der Trennung der beiden Bundesländer 1922 zog sich NÖ daraus zurück. 1938 übernahmen die Nazis die Stiftung. Dennoch wird das historisch „nicht als Arisierung gesehen“, sagte Reiter-Zatloukal, weil die Nervenheilanstalten für die neuen Regenten nicht als „jüdische Einrichtungen“ galten. 1956 wurde die Stiftung von der Stadt wieder errichtet und wird nun vom Magistrat geführt. Was dem Erben ebenfalls ein Dorn im Auge ist.
Gedenktafel für Gründer
Die Expertenkommission allerdings hat an dem Umgang der Stadt mit der Stiftung im historischen Kontext nichts auszusetzen. Der einzige wirkliche Kritikpunkt: Die Stadt müsse das Wirken des Stiftungsgründers und der Familie Rothschild für die Öffentlichkeit sichtbar machen. Wörtlich heißt es in der Empfehlung: „In einer dieser Stiftung entsprechenden Weise sollte der Großzügigkeit Nathaniel von Rothschilds gedacht und sein außergewöhnliches humanitäres Wirken angemessen gewürdigt werden.“ Damit wird ein Kritikpunkt des Erben ausgeräumt.
Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) versicherte bei der Präsentation des Berichts, dass dieses Manko beseitigt werde. In Richtung Expertenkommission sagte sie: „Ich bin sehr froh, dass sie uns geholfen haben, zum richtigen politischen Handeln zu finden.“ Die Stiftung bezeichnete sie als „wichtiges Stück der Wiener Stadtgeschichte“. „Ich bin wie ein staunendes Kind gewesen.“ So beschrieb Stadtrat Peter Hacker seine erste Begegnung mit den Ergebnissen. Die Tafeln für den Stiftungsgründer seien bereits beauftragt. Es werde ein guter Platz gesucht, um das Wirken der Familie Rothschild hervorzuheben.
Für Hacker ist der Bericht auch richtungweisend im gerichtlichen Tauziehen mit Geoffrey R. Hoguet: „Es war klar, was immer das Ergebnis dieses Berichtes sein wird, es wird richtungsweisend für den weiteren Umgang mit dem Erbe der Rothschilds sein.“ Wobei dem Stadtrat lieber wäre, wenn man außergerichtlich eine gemeinsame Basis finden könnte. Er hatte dazu diese Woche mit Geoffrey R. Hoguet telefoniert und wird ihm auch den Bericht der Kommission zukommen lassen. Hacker: „Mein Gefühl sagt mir, dass wir zusammenfinden werden.“ Er ist überzeugt, dass auch die mit dem Rothschild-Erbe beschäftigten Gerichte diesen 300-Seiten-Bericht lesen werden.
Nicht behandelt wurde von der Kommission die Statutenänderung der Stiftung, die 2017 vom Magistrat genehmigt worden ist. Dagegen hat Geoffrey R. Hoguet ebenfalls rechtlich angekämpft. Vorerst aber ohne Erfolg.
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