Börseblick: Wie VW das Krisenjahr 2020 hinter sich lassen will

Verwaltungsgebäude des Volkswagen-Werks, Wolfsburg.
Europas größter Autobauer präsentiert heute Zahlen für das erste Quartal und sieht sich bei E-Mobilität auf der Überholspur.

Das Corona-Tief in den Verkäufen schien bei VW zuletzt schon überwunden. Doch andere Risiken wie der Mangel an Elektronik-Chips mit entsprechenden Produktionseinbußen treiben den größten Autokonzern Europas auch in diesem Jahr um. Heute legen die Wolfsburger ihre Zahlen zum ersten Quartal vor. Beobachter rechnen dabei auch mit Einschätzungen dazu, wie der Verlauf in den nächsten Monaten mit konjunkturellen Unsicherheiten aussehen dürfte.

Die Volkswagen-Gruppe will nach dem schwierigen, aber insgesamt doch profitablen Pandemie-Jahr 2020 zu alter Form zurückfinden. Dazu werden noch mehr Kosten eingespart, auch beim Personal. Hinzu kommt eine verringerte Vielfalt an einzelnen Ausstattungsvarianten.

E-Offensive

Auf der Einnahmeseite hofft das Unternehmen, dass insbesondere die ausgebaute Elektroauto-Serie um ID.3, ID.4 und - ab der zweiten Jahreshälfte - ID.5 gut von den Kunden angenommen wird. Der Kompaktwagen ID.3 startete laut Zulassungsstatistik in vielen Ländern erfolgreich.

Doch Volkswagen treibt den Wandel zur Elektromobilität offensiver voran als so mancher seiner Rivalen - und erhöht so den Druck. Nach dem selbst verschuldeten Dieselskandal vor fast sechs Jahren hat sich der europäische Marktführer neu ausgerichtet, auch um das beschädigte Image aufzupolieren.

So lässt der Konzern hinter vorgehaltener Hand die politischen Entscheidungsträger in Brüssel wissen, dass er ehrgeizigere Emissionsgrenzen unterstützen würde, berichteten drei mit den Vorgängen vertraute Personen. "Es ist zu einem Überlebenskampf geworden", sagt eine mit der Strategie von Volkswagen vertraute Person. "Man kann nicht darauf warten, dass andere irgendwann aufholen."

Zu wenig Halbleiter

Schwierigkeiten gibt es weiterhin in der Versorgung mit wichtigen Halbleiter-Bauteilen. Konzernchef Herbert Diess rechnete jüngst mit einem Produktionsverlust von mindestens 100 000 Fahrzeugen, „die wir im Jahresverlauf wohl nicht aufholen werden“. VW-Kernmarken-Chef Ralf Brandstätter richtet sich darauf ein, dass die fehlenden Chips noch für einige Monate ein „Top-Thema“ in der ganzen Autobranche bleiben.

Das Gesamtjahr 2020 hatte mit zwischenzeitlichen Werksschließungen, Problemen in den Lieferketten und Nachfrageeinbußen vor allem im zweiten Quartal auch Volkswagen unter Stress gesetzt. Am Ende schaffte der Konzern unterm Strich dennoch einen Gewinn von rund 8,8 Milliarden Euro.

Nimmt man die Zeit vor der Pandemie als Maßstab, wird der Dämpfer allerdings deutlich: 2019 hatte die VW-Gruppe noch ein Nachsteuer-Ergebnis von gut 14 Milliarden Euro erzielen können. Der Umsatz sank um 12 Prozent auf 223 Milliarden Euro. Die Auslieferungen gingen um gut 15 Prozent auf 9,3 Millionen Autos zurück - hier musste der Konzern den ersten Platz an Toyota abgeben.

 

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