BMW Steyr-Chef: Industrie-Standort Österreich massiv unter Druck"

Eigentlich könnte die BMW Group Österreich mit dem Geschäftsjahr 2024 zufrieden sein. Der Umsatz stieg um 3,1 Prozent auf den Rekordwert von 9,2 Milliarden Euro, die Zulassungszahlen kletterten um 3,2 Prozent auf 20.800 Einheiten nach oben und die Zahl der Beschäftigten legte auf 5.849 zu (plus 6 Prozent).
Und dennoch macht sich Klaus von Moltke, Geschäftsführer des Motorenwerks in Steyr, Sorgen. „Der Industrie-Standort Österreich steht massiv unter Druck, er hat an Wettbewerbsfähigkeit verloren.“ Grund seien die hohen Energiepreise und Lohnkosten bei zugleich erhöhten Investitionen (562 Mio. in Steyr alleine im Vorjahr) infolge der Transformation zu Co2-neutralen Antrieben. Die Löhne seien in den vergangenen drei Jahren um 30 Prozent gestiegen. „Das kann so nicht mehr weitergehen.“
Alarmierendes Signal
Von Moltke führt dies auf „Kompromissfreundlichkeit“ der Entscheidungsträger zurück. „Das schätze ich an der österreichischen Kultur, aber nicht zum Preis, Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren.“ An die neue Bundesregierung appelliert er, die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu verbessern, etwa beim Arbeitsrecht. Dies betreffe nicht nur BMW, sondern auch die Zulieferbetriebe. „Wir sind täglich mit einer Vielzahl an Insolvenzen und Lieferengpässen konfrontiert. Das ist ein sehr alarmierendes Signal.“
Bei E-Autos ist BMW in Österreich die Nummer zwei und konnte im Vorjahr in dem Segment ein Zulassungsplus von 24 Prozent verzeichnen, während der Gesamtmarkt um 6,3 Prozent rückläufig war. Alexander Bamberger, CEO von BMW Austria, begründet dies mit leeren Fördertöpfen auf dem Privatmarkt, von dem BMW nur zu einem Drittel abhängig sei.

Alexander Bamberger, CEO von BMW Austria (li.), und Klaus von Moltke, Chef des Motorenwerks in Steyr.
Zum kolportierten Aufschub der CO2-Strafen für die Autoindustrie sagt von Moltke: „Zwar haben wir die CO2-Ziele bisher jedes Jahr erreicht, aber wenn es so kommt, ist das insbesondere mit Blick auf die Zulieferer ein Schritt in die richtige Richtung.“ Beide Chefs sprechen sich wie bisher für Technologieoffenheit aus, wobei jede Form von Antriebsart unterstützt werden sollte, auch alternative Kraftstoffe und Wasserstoff. Das erste Wasserstofffahrzeug will BMW 2028 auf den Markt bringen.
Zudem müssten Anreize für den Konsum geschaffen werden, auch um Käufer Richtung E-Mobilität zu bringen, fügt Bamberger hinzu. Dazu zähle auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur, um Konsumenten die Angst zu nehmen. Mit der sogenannten „Neuen Klasse“, die im Herbst auf der IAA in München debütiert, soll die Reichweite um 30 Prozent steigen und die Ladedauer um die selbe Größe sinken. Die Motoren dazu werden aus Steyr kommen – längerfristig bis zu 600.000 Stück pro Jahr. Die Vorserienproduktion startete im Herbst des Vorjahres.
US-Zölle kompensieren
Insgesamt produzierte BMW Steyr im Vorjahr knapp 1,2 Millionen Einheiten fast auf Vorjahresniveau. Über 22 Prozent davon waren Dieselmotoren. Ein Viertel der Gesamtproduktion ging ins US-Werk in Spartanburg. Erhöhte US-Zölle auf Importe könnten einen kurzfristigen Effekt auf das Werk haben, aufgrund der weltweiten Belieferungen „können wir uns aber flexibel aufstellen und über andere Märkte kompensieren“.
Auch zu Jahresbeginn entwickeln sich Bamberger zufolge die Verkäufe in Österreich positiv. Wie im Vorjahr seien X1, iX1, i4 und i5 die gefragtesten Modelle, mehr als jedes zweite verkaufte Fahrzeug sei bereits (teil)elektrifiziert. „Wir haben in jedem Segment ein elektrisches Angebot“, erklärt Bamberger.
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