Billa: Supermarktkette wirbt um Pensionisten als Mitarbeiter
Billa wirbt neuerdings mit einer „Pause vom Ruhestand“, die laut Plakat „das Gelbe vom Job“ sein soll. Eine Kampagne gemacht, um Pensionisten in den Markt zu holen. Nicht zum Einkaufen, zum Arbeiten.
Was hinter Billas Werben um Pensionisten steckt
Klingt nach neuer Strategie, ist es aber nicht ganz. Was dahintersteckt:
„Schon seit Jahren ist es bei Billa üblich, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in Pension gehen, auf die Möglichkeit einer weiteren Beschäftigung hinzuweisen“, sagt Thomas Gimesi, Sprecher der Rewe-Group (Billa, Billa Plus, bipa, Adeg). Es sei eine im Vertrieb über Jahre gelebte Praxis, dass Neo-Pensionisten geringfügig beschäftigt weiterarbeiten. Ob an der Fleischtheke, an der Kassa oder beim Regal einschlichten. Neu ist allerdings, dass jetzt auch betriebsfremde Pensionisten umworben werden. Offenbar mit Erfolg.
„Anfang Dezember 2022 waren noch 400 geringfügige Stellen bei Billa ausgeschrieben, Stand Anfang Jänner waren davon nur noch 180 zu vergeben“, sagt Gimesi. Teils auch, weil verstärkt um Ex-Mitarbeiter geworben wurde. All jene, die seit Anfang 2020 in Ruhestand gegangen sind, haben vergangenen Dezember Post von der Zentrale bekommen.
Win-Win-Situation für Billa und Pensionisten
Sprich die Anfrage, ob sie Interesse hätten, wieder stundenweise zu arbeiten. Der Konzern spricht von einer Win-Win-Situation. Billa muss die Rückkehrer nicht erst ausbilden, die Ex-Mitarbeiter bekommen nicht nur einen Zuverdienst, sondern auch Rabatte. Fünf Prozent auf den Einkauf – dank der Mitarbeiterkarte.
Auch Mitbewerber Spar fragt seine Neo-Pensionisten, ob sie nicht stundenweise weiterarbeiten wollen. „Den größten Bedarf haben wir in der Feinkost“, sagt Sprecherin Nicole Berkmann. Schließlich benötigt man an der Fleisch- und Wursttheke Qualifikationen, die man nicht über Nacht erwerben kann.
Mit den Ruheständlern allein lasse sich aber keine Personalpolitik machen, relativiert Berkmann. Man werbe unter anderem auch um Studenten und Branchenfremde, die zum Beispiel an der Kassa einen Job finden. In Zeiten des allgemeinen Mitarbeitermangels müsse sich eben jedes Unternehmen Gedanken zur Personalpolitik machen.
Alle Branchen von Mitarbeitermangel betroffen
Das bestätigen auch die Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS) sowie des Wirtschaftsbunds. Laut letzterem stehen den 332.645 mit Jahresende 2022 arbeitslos gemeldeten Personen 220.844 offene Stellen gegenüber. Besonders viele Jobs hätten demnach die Sparten Handel, Logistik und Verkehr (mehr als 45.000 offene Stellen) zu vergeben. Ebenfalls im Ranking ganz oben: Der Tourismus (knapp 24.000) und der Bau sowie das Baunebengewerbe (mehr als 23.000 Jobs).
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