„In Österreich liegt der Wasserverbrauch für Bewässerung bei rund vier Prozent. Es ist also eher ein Minderheitenprogramm mit Schwerpunkt im Osten“, erklärt Wolfgang Neudorfer vom Kompetenzzentrum Bewässerung der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. In Gebieten wie Marchfeld, Wiener Becken, Parndorfer Platte oder Seewinkel fällt im Jahresdurchschnitt deutlich weniger Regen als im Westen Österreichs. Doch selbst hier reicht das meist aus.
„In Österreich werden etwa zwei Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche bewässert“, sagt Gerhard Kammerer von der Universität für Bodenkultur (BOKU). In Zukunft wird es allerdings höhere Temperaturen, mehr Verdunstung und längere Trockenperioden geben. Bei Niederschlägen sind dagegen keine Veränderungen zu erwarten.
In Indien und Pakistan werden zwischen 40 und 50 Prozent der Felder bewässert. Auf Reisplantagen findet man dort etwa meist Oberflächenbewässerung vor. Wasser, das über kleine Kanäle auf Felder geleitet wird, ist die älteste, einfachste und weltweit häufigste Methode. Sie verschlingt am meisten Wasser. In Europa kommen meist Sprinkler- oder Tropfbewässerung – die aufwendigste, aber effizienteste Variante – zur Anwendung. Wasser wird dabei über Schläuche am Boden tröpfchenweise direkt neben Pflanzen abgegeben.
Eine relativ neue Entwicklung, die im südlichen Europa bereits einige Verbreitung gefunden hat, ist die satellitengestützte Bewässerung. Durch die multispektrale Analyse von Kameraaufnahmen werden dabei der Wassergehalt der Pflanzen auf Feldern gemessen und präzise Vorschläge zur benötigten Wassermenge gemacht, wie BOKU-Forscher Francesco Vuolo erklärt. In Österreich gebe es danach noch wenig Nachfrage, sagt Neudorfer.
Pflanzen benötigen unterschiedlich viel Wasser. Bei Gemüse sei es etwa besonders wichtig, in bestimmten Wachstumsphasen zu bewässern. Hier geht es um Sein oder Nichtsein, sagt Neudorfer. Bei vielen anderen Pflanzen entscheide die Wasserzufuhr über Qualität und Ertrag. Aber auch viele andere Faktoren spielen eine Rolle, etwa der Boden. Bei Kartoffeln auf sandigem Boden müsse beispielsweise nachgeholfen werden, weil das lockere Wurzelwerk sonst kein Wasser aufnehmen könne.
Zur Bewässerung wird oft auf das Grundwasser zugegriffen, weil man da am einfachsten und günstigsten herankommt. Manchmal entsteht dabei eine Konkurrenz zum Trinkwasser. Auch für die Industrie werde Grundwasser oft benötigt, weshalb es künftig immer wichtiger wird, die Verteilung der Ressource Wasser genau zu steuern, meint Vuolo.
Es gibt aber noch Spielraum. Laut einer Studie der kalifornischen Universität Berkeley könnte weltweit auf 35 Prozent aller regenversorgten Äcker zusätzliche Bewässerung etabliert werden, ohne dadurch Trinkwasservorräte zu beeinträchtigen.
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