Eifersüchteleien und Revierkämpfe gibt es unter den zahlreichen Betriebsratskörperschaften seit Jahren. Eigentlich schon seit dem Abgang des einflussreichen Betriebsratskaisers Leopold Abraham im Jahr 2012. Seit damals wird gezankt, intrigiert und interveniert, was das Zeug hält.
Die erste Betriebsratschefin des Konzerns, Christine Asperger, hatte im Herbst des Vorjahres wie berichtet entnervt das Handtuch geworfen. Asperger verließ nach Untersuchungen, die Aufsichtratschef Wolfgang Berndt anordnete, das Unternehmen. Berndt ist inzwischen ebenfalls gegangen.
Der erbitterte Machtkampf um Aspergers Nachfolge eskalierte im Streit um das oberste Gremium, den Konzernbetriebsrat. Dort sind alle Konzernunternehmen und Standorte vertreten. Aspergers Stellvertreter, Raffinerie-Betriebsratschef Herbert Lindner, (Down Stream), erklärte sich zuerst zum neuen Vorsitzenden der Konzernvertretung, trat aber dann zurück. Schließlich ließ die Personalabteilung ein Gutachten erstellen, ob dieses Gremium womöglich gar nicht mehr existiere. Das Ergebnis lautete jedoch, ja, die Konzernvertretung ist aufrecht.
Worauf der Vorsitz neu gewählt wurde. Das überraschende Ergebnis war, dass mit Gerhard Singer erstmals in der Geschichte der OMV ein Vertreter der ÖVP-nahen FCG (Fraktion Christlicher Gewerkschafter) an der Spitze der Konzernvertretung steht. Obwohl die OMV-Arbeitnehmervertretung traditionell stark von der sozialdemokratischen FSG dominiert wird.
Doch der 60-jährige Singer dürfte sich nur als Übergangskandidat sehen. Für 18. Jänner sind Wahlen zur Neu-Formierung der Konzernvertretung angesetzt. Zwei Lager stehen einander gegenüber. Auf der einen Seite Lindner plus Angela Schorna, Chefin des Holding-Betriebsrates. Wobei auch Lindner keine Ambitionen mehr auf den Chefsessel haben dürfte. Er werde Schorna als Konzernvorsitzende unterstützen, erklärte Lindner gegenüber dem KURIER. Ansonsten wollte er ebenso wie Singer keinen Kommentar abgeben.
Auf der anderen Seite stehen Exploration und Produktion (Singer), Gas (Alfred Redlich) und die Vertreter von Borealis. Die knapp 7000 Borealis-Mitarbeiter wollen im Konzern entsprechend präsent sein. Dazu muss man auch wissen, dass die Borealis-Belegschaft nach dem Chemie-Kollektivvertrag entlohnt wird. Dieser liegt um rund 30 Prozent unter dem OMV-Niveau.
Dass die Betriebsräte an einem Strang ziehen, ist für die OMV überlebenswichtig. Die Integration von Borealis und die Transformation der OMV zum zukunftsträchtigen Petrochemie-Konzern funktionieren nur, wenn die Belegschaften voll dahinter stehen.
Dass OMV-Chef Rainer Seele ausgerechnet jetzt den Sozial- und Wohlfahrtsfonds prüfen lassen will, wird freilich auch nicht als Zufall gesehen. Dem Konzernboss wird vorgeworfen, unbequeme Belegschaftsvertreter – ebenso wie Manager – gerne zu karniefeln. Obwohl die Untersuchungen gegen Asperger abgeschlossen sind, wurde weiter mit dem Fokus auf Betriebsräte geprüft.
OMV-Sprecher Andreas Rinofner bestätigt, dass der vom Betriebsrat verwaltete Fonds kontrolliert werden soll. „Das Unternehmen will prüfen, ob die einbezahlten Beiträge für Sozialleistungen für die Mitarbeiter ausgegeben werden“. Seit 2004 sponsert das Unternehmen, ähnlich wie die Telekom, einen Sozialfonds. Mit dem Geld werden Mitarbeiter in Notfällen unterstützt. Finanziert werden auch Veranstaltungen für die Belegschaft, etwa Skimeisterschaften.
Die OMV zahlt pro Mitarbeiter in Österreich jährlich rund 280 Euro ein. Der Fonds soll ziemliche Reserven angehäuft haben und auf einigen Millionen Euro sitzen. Fonds dieser Art werden jedes Jahr von der Arbeiterkammer geprüft, die OMV hat laut Betriebsvereinbarung allerdings auch ein Kontrollrecht.
andrea.hodoschek
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