Bei der Deutschen Bahn fallen 70 Prozent der Fernzüge aus

Hauptbahnhof Berlin.
Bei der ÖBB fallen wegen dem Lokführerstreik unter anderem die Nightjets nach Berlin, Amsterdam, Brüssel und Hamburg aus.

Wegen des Lokführer-Streiks kommt es bei der Deutschen Bahn weiter zu massiven Ausfällen. So standen nach Bahn-Angaben am Sonntagmorgen rund 70 Prozent der Züge im Fernverkehr still. Das ist etwas weniger als am Freitag, als es in diesem Bereich noch zu Ausfällen von 75 Prozent gekommen war. Die Deutsche Bahn hatte angekündigt, am Wochenende zusätzliche Züge einzusetzen. Der Verkehr nach Ersatzfahrplan sei weitgehend stabil angelaufen, teilte das Unternehmen mit.

Im Regional- und S-Bahnverkehr fallen laut Bahn wie in den vergangenen Tagen rund 60 Prozent der Züge aus. Streikschwerpunkte seien weiter der Osten und einige Metropolregionen, so der Konzern. Die Streikbeteiligung schwanke regional.

Auch die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) sind weiterhin von dem Streik der deutschen Lokführer betroffen. Unter anderem fallen Nightjets nach Berlin, Amsterdam, Brüssel und Hamburg aus und viele Tagesverbindungen nach Deutschland werden nur im österreichischen Abschnitt geführt. Nicht von dem Streik betroffen ist jedoch der innerösterreichische Tagverkehr über das Deutsche Eck (von Salzburg nach Tirol), Railjet-Verbindungen zwischen Wien und München, der EC-Verkehr auf der Strecke Italien-Innsbruck-München (über Kufstein) sowie Verbindungen auf der Strecke Wien-Salzburg-Bregenz bzw. Zürich, die über das Deutsche Eck gehen, teilte die ÖBB auf ihrer Webseite mit.

Insgesamt haben der Deutschen Bahn zufolge seit Beginn der jüngsten Streikwelle 7.017 Lokführer von insgesamt rund 19.700 DB-Triebfahrzeugführern die Arbeit niedergelegt. Neben dem Zugpersonal habe die Führung der Lokführergewerkschaft GDL in diesem Streik auch wieder Beschäftigte im Netz, in der Instandhaltung oder an den Bahnhöfen zum Arbeitskampf aufgerufen gehabt, so die Bahn. "In diesen Bereichen sind allerdings auch in der dritten Streikwelle keine nennenswerten Arbeitsniederlegungen zu verzeichnen."

Unternehmen vor Gericht gescheitert

Die Bahn war am Freitag erneut daran gescheitert, die noch bis Dienstagfrüh geplanten Streiks der Gewerkschaft GDL vor Gericht verbieten zu lassen. Die Bahn forderte die GDL zu neuen Verhandlungen auf, während die Gewerkschaft ihrerseits ein verbessertes Angebot des Konzerns verlangt.

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, kritisierte das Verhalten der GDL im Bahnstreik und forderte sie auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Debatte um Streikrecht

Die Bild-Zeitung berichtete über Pläne der Unions-Mittelstandsvereinigung, das Streikrecht zu verschärfen. In einem Beschluss, welcher der Zeitung vorliegt, heißt es demnach, dass in einzelnen Bereichen wie dem Bahn- und Luftverkehr aber auch der medizinischen Versorgung und Pflege künftig andere Arbeitskampfregeln gelten sollen, um zu verhindern, dass "unbeteiligte Dritte übermäßig belastet werden".

Daran übte SPD-Fraktionsvize Katja Mast scharfe Kritik. "Das Streikrecht steht im Grundgesetz. Zu Recht", sagte sie AFP. "Das ändert man nicht mal flott durch ein CDU-Positionspapier." Es gehe vielmehr darum, Tarifbindung weiter zu stärken. "So nervenaufreibend der jetzige Lokführerstreik ist" - es dürfe keine Schwächung von Gewerkschaften durch die Hintertür geben, sagte Mast.

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