Baumit-Chef: Wohnbau kommt nicht in Fahrt

Zusammenfassung
- Wohnungsbau stagniert in Österreich und Deutschland, trotz steigenden Bedarfs und niedriger Fertigstellungszahlen.
- Förderungen für thermische Sanierung und Heizungstausch wurden abrupt gestoppt und sollen künftig gekürzt werden.
- Baumit-Chef empfiehlt getrennte Fördermittel für Sanierung und Heizungstausch sowie eine Priorisierung der Dämmung vor dem Heizungstausch.
Der Wohnungsbau kommt nicht vom Fleck. „Von einer Erholung oder Steigerung sind wir das dritte Jahr in Folge noch weit entfernt“, sagte der Österreich-Chef des Baustoffherstellers Baumit, Georg Bursik, zur APA.
Die Flaute am Bau betreffe „Österreich - und Deutschland noch ärger“, berichtete Bursik, der bei Baumit für beide Länder zuständig ist. „Österreich hat ja das Problem, dass überhaupt nicht gebaut wird, obwohl wir Zuzug haben“, skizzierte er die Situation plakativ. „Der Neubau steht - seit 15 Jahren wurden nicht so wenig Wohnungen fertiggestellt wie jetzt“, so Bursik.
Schon zu Beginn des Jahres hatte er appelliert, dass wieder mehr gebaut werden müsse - wenn möglich halbwegs leistbar. Um den steigenden Bedarf zu decken, sollten seinen Angaben zufolge jährlich zwischen 40.000 und 60.000 Wohneinheiten errichtet werden. Von dem Ziel war man da noch um etwa 40 Prozent entfernt. Das Geschäft mit Zement, Beton und Baustoffen läuft schleppend. Und das bisschen Mehr im Sanierungsbereich wiege den Rückgang im Neubau nicht auf, sagte der Unternehmenschef.
Hierzulande gibt es seinen Angaben zufolge über zwei Millionen Gebäude, „die saniert gehören, die dem wärmetechnischen Standard nicht entsprechen, die viel Heiz- und Kühlenergie verbrauchen“. Klimatechnische Verbesserungen kommen seiner Ansicht nach nicht schnell genug voran. „Wenn wir in dem Tempo weitermachen, haben wir die zwei Millionen Häuser in 100 Jahren nicht saniert“, vermerkte Bursik.

Baumit-Chef Georg Bursik.
Gebremste thermische Sanierung
Die Regierung evaluiert derzeit alle Klima- und Umweltförderungen. Angesichts des immensen Budgetdefizits soll die staatliche Förderung für die thermische Sanierung zwar fortgeführt, aber deutlich gekürzt werden. Ab wann wieder Geld fließt, ist noch offen.
Laut Umweltministerium wird sich die Förderquote künftig bei 30 Prozent einpendeln - bis Ende 2024 waren 75 Prozent der Kosten für den Tausch von Öl- und Gasheizungen gefördert worden. „Die Förderung ist ja relativ abrupt mit Dezember stillgelegt worden“, monierte der Baumit-Chef. Dabei trage die Förderung in weiterer Folge zum heimischen Bruttoinlandsprodukt bei und erhalte beziehungsweise schaffe Arbeitsplätze, zählte er als Vorteile des staatlichen Mittelflusses auf.
Außerdem würden durch eine verstärkte Sanierung Strafzahlungen nach Brüssel vermieden, die zu leisten sind, wenn die CO2-Ziele der EU nicht erreicht werden. „Da ist es besser in Österreichs Wirtschaft zu investieren“, meinte Bursik.
Aufsplittung empfohlen
An der Ausgestaltung der Förderungen könnte etwas gefeilt werden, so Bursik: „Sinnvoll wäre es, den Fördertopf aufzusplitten“, meinte er. Die Mittel für thermische Sanierungen und Heizkesseltausch sollten seiner Meinung nach aus unterschiedlichen Fördertöpfen gespeist werden, um Konkurrenz zwischen den beiden Förderungen hintanzustellen.
Der Baustoff-Chef empfiehlt eine Fifty-fifty-Aufteilung der Summe. Wärmepumpen machen laut Bursik zudem nur Sinn, wenn der Strom aus erneuerbarer Energie wie Windrädern oder Wasserkraft kommt. Weiters solle nach dem Prinzip „Zuerst dämmen, dann Heizungstausch“ gefördert werden. „Bisher wurde das Pferd von hinten aufgezäumt“, merkte der Unternehmenschef an.
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