Trotz Wirtschaftsflaute: Banken sind für möglichen Crash gewappnet
Nationalbank-Gouverneur Martin Kocher
Die Nationalbank bleibe auch nach dem angekündigten Rückzug von OeNB-Präsident Harald Mahrer "voll funktionsfähig", sagte Gouverneur Martin Kocher am Dienstag bei der Präsentation des 50. Finanzmarktstabilitätsberichts. Er sieht auch keinen Imageschaden für die Notenbank. Die in Diskussion geratene OeNB-Gage für Mahrer von 88.000 Euro pro Jahr sei ein Beschluss der Hauptversammlung gewesen, also der Republik als Eigentümerin der OeNB und durchaus vergleichbar mit Entschädigungen für Aufsichtsratstätigkeiten in der Wirtschaft. Für die Nachfolge von Mahrer sei nun die Regierung am Zug, so Kocher.
Den heimischen Banken stellt die OeNB nach einem neuen Stresstest ein gutes Zeugnis aus, warnt aber gleichzeitig vor den Herausforderungen der nächsten Zeit. Simuliert wurde ein scharfer Wirtschaftseinbruch von sechs Prozent vom BIP. Dann würden zwar nicht drei Prozent wie aktuell, sondern zehn Prozent aller Kredite uneinbringlich sein, diese Rate gilt der Aufsicht aber offenbar als verkraftbar.
Auf der positiven Seite stehen für die OeNB folgende Punkte:
- Die Konjunktur hat sich für 2025 leicht verbessert. Österreichs Wirtschaft hat die längste, wenn auch nicht tiefste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg überwunden.
- Die Banken-Gewinne schwächen sich zwar ab, haben zum Halbjahr mit fünf Milliarden Euro aber immer noch das drittbeste Halbjahresergebnis der Geschichte aufzuweisen.
- Das Kernkapital der Banken hat sich seit der Finanzkrise 2008/09 mehr als verdoppelt. 2024 verdienten die Banken elf Milliarden Euro, davon wurden acht Milliarden zur Eigenkapitalstärkung einbehalten. Zum Halbjahr 2025 betrug die harte Kernkapitalquote somit 18,6 Prozent.
Auf der Risikoseite sieht die OeNB folgende Herausforderungen:
- Uneinbringliche Kredite machen insgesamt nur drei Prozent aller Kredite ("NPL-Quote") aus, aber es gibt bereits 50 Banken in Österreich, deren Rate an den "Non Performing Loans" mehr als fünf Prozent beträgt. Das Überschreiten dieser Schwelle gilt der Bankenaufsicht als Warnsignal.
- Bei Gewerbe-Immobilien sind bereits 7,9 Prozent aller Kredite uneinbringlich. Hier sei Vorsicht geboten. Möglicherweise wird im Dezember ein höherer Systemrisikopuffer von den Banken verlangt werden. Derzeit beträgt dieser einen zusätzlichen Prozentpunkt im Kernkapital.
- Die KI-Blase, mit stark überzogenen Bewertungen an der Wall Street, könnte platzen. Davor warnen Experten seit Monaten. Die OeNB sieht keine direkten Auswirkungen für Österreichs Banken. Bei einem heftigen Börsen-Crash könnten aber indirekte Auswirkungen die Folge sein. Wenn aufgrund eines starken Einbruchs der US-Aktien-Kurse speziell der Tech-Riesen Nvidia, Google & Co auch das US-Wirtschaftswachstums einbrechen würde, hätte dies Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und damit auch Österreich.
Kommentare