Bank-Austria-Mutter erwartet vier Milliarden Gewinn - ohne Russland

UniCredit macht sich für Übernahme fit
UniCredit erhöht wegen anziehender Zinsen Prognose. Aktienrückkaufprogramm soll wieder aufgenommen werden

Die italienische Großbank und Bank-Austria-Mutter Unicredit hat nach einem überraschend hohen Gewinn im zweiten Quartal die Prognose für das laufende Jahr erhöht. Der Konzern profitiert von den steigenden Zinsen in Europa. 2022 werde jetzt ein bereinigter Gewinn von rund vier Milliarden Euro erwartet, teilte die Bank am Mittwoch in Mailand mit. Bisher hatte die Bank einen Überschuss von mehr als 3,3 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

Zudem wurde das Ertragsziel angehoben. Bei der Prognose ist das Geschäft in Russland, wo die Unicredit stark vertreten ist, ausgeklammert. Die Unicredit fährt das Geschäft in dem Land seit dessen Angriff auf die Ukraine zurück, verdiente dort aber zuletzt ganz gut. Der Vorstand kündigte weiters an, das wegen des Krieges in der Ukraine auf Eis gelegte Aktienrückkaufprogramm im Volumen von einer Milliarde Euro wieder aufnehmen zu wollen.

Ohne den Gewinn in Russland lag der Überschuss im zweiten Quartal bei knapp 1,5 Milliarden Euro und damit zwei Drittel über dem Wert des Vorjahres. Inklusive des russischen Geschäfts zog der Überschuss um 89 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro an.

Die Erträge legten (inklusive Russland) um 8,9 Prozent auf 4,78 Milliarden Euro zu. Ein wesentlicher Faktor waren die Nettozinseinnahmen, die um 13,3 Prozent auf 2,48 Milliarden Euro anzogen. Die Einnahmen im Handelsgeschäft kletterten sogar um 41 Prozent auf 564 Millionen Euro.

180 Millionen kommen  aus Wien

Für die Österreich-Tochter Bank Austria weist die UniCredit für das zweite Quartal einen Nettogewinn von 179 Mio. Euro aus, nach 156 Mio. Euro im Vorjahresviertel. Im ersten Halbjahr blieb ein Gewinn von 263 Mio. Euro übrig, das sind um 3,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Kostenquote (Cost-Income-Ratio) verbesserte sich im Halbjahr von 61,7 Prozent auf 59,2 Prozent. Das Kundenkreditvolumen lag per Ende Juni bei 64,7 Mrd. Euro.

Der Gewinn der Bank Austria trägt knapp die Hälfte zum gesamten Überschuss der Division Zentraleuropa bei. Die Sparte fuhr im zweiten Quartal einen Gewinn von 339 Mio. Euro ein. Seit der Umstrukturierung des Konzerns im Sommer 2021 gehört Österreich nicht mehr zur Sparte Westeuropa, sondern bildet gemeinsam mit Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Slowenien die Region Zentraleuropa.

Den geplanten Verkauf von Leasing-Geschäften in Italien und Deutschland legte UniCredit vorerst auf Eis, wie aus einer Fußnote zur Quartalsmitteilung hervorgeht. Mitte Oktober 2021 war bekannt geworden, dass das Bankhaus ein mögliches Kaufinteresse für seine Leasingsparte auslotet. In Italien war die Sparte 2021 nach früheren Angaben des Leasingverbandes ASSILEIA Marktführer. Die Einheit vertreibt ihre Produkte über das Filialnetz der Gruppe.

Käufersuche in Russland

Die UniCredit gehört zu den Instituten, die stärker in Russland engagiert sind und nun wegen des Krieges nach einem Käufer für seine Aktivitäten dort sucht. Das Bankhaus lote weiterhin faire Transaktionen aus, erklärte das Unternehmen. Konzernchef Andrea Orcel zufolge hat UniCredit seit Ende Juni ihr Engagement dort weiter reduziert. Die Drohungen der russischen Regierung, den Verkauf lokaler Tochtergesellschaften durch ausländische Banken zu blockieren, hätten das Bild nicht geändert, sagte Orcel.

Seiner Ansicht nach ist UniCredit zudem besser aufgestellt als manche Wettbewerber, um den wirtschaftlichen Schaden durch den Ukrainekrieg zu überstehen. Und dies könne Fusions- und Übernahmemöglichkeiten eröffnen. "Ich glaube nicht, dass sich alle in der gleichen Position befinden, und daher kann es sein, dass sich Gelegenheiten zum richtigen Zeitpunkt bieten, und wenn ja, sind wir bereit", sagte Orcel.

Die Bank sei außerdem zuversichtlich, selbst in einer Rezession die Mehrheit des für die Jahre 2021 bis 2024 ausgegebenen Kapitalausschüttungsziels von mehr als 16 Milliarden Euro zu erreichen, führte der Manager aus. Die Kernkapitalquote (CET1) verbesserte sich bis Ende Juni auf 15,73 Prozent nach 14,0 Prozent Ende März.

An der Börse sorgten die Ergebnisse der Bank für Optimismus. Die Aktie der UniCredit kletterte bis zum Nachmittag um rund 8 Prozent nach oben.

Kommentare