So stark sind die Gewinne der großen Autobauer eingebrochen

Zusammenfassung
- Operativer Gewinn der 19 größten Autobauer halbierte sich im ersten Halbjahr 2024, während der Umsatz stagnierte.
- Chinesische Hersteller steigerten Gewinn und Umsatz, während westliche Konzerne massive Einbrüche und Verluste verzeichneten.
- EY-Experte sieht die westliche Autoindustrie in einer strukturellen Krise und fordert harte Entscheidungen und Fokussierung.
Wie aus einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervorgeht, halbierte sich der operative Gewinn (Ebit) der 19 größten Autobauer nahezu (minus 49,2 Prozent).
Von Januar bis Juni lag er demnach bei 42,8 Milliarden Euro, nach 84,3 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stagnierte in Summe.
Nur chinesische Konzerne legen zu
Besonders deutlich fielen die Rückgänge bei Renault, Nissan, Stellantis und Mazda aus - alle vier schrieben im ersten Halbjahr Verluste. Die deutschen Autokonzerne verzeichneten insgesamt ein Gewinnminus von 38 Prozent. Bei den US-Herstellern betrug der Rückgang 43 Prozent.
Chinesische Hersteller entwickelten sich hingegen leicht positiv: Geely, Great Wall Motor und BYD steigerten ihren Gewinn im ersten Halbjahr zusammen um ein Prozent. Auch bei der Umsatzentwicklung lagen die chinesischen Autokonzerne mit einem Umsatzplus von 20 Prozent weit vorn, wenn auch noch mit kleineren Gesamtvolumina.
„Tiefe und strukturelle Krise“
Angesichts einbrechender Gewinne stecke die etablierte westliche Autoindustrie in einer tiefen und strukturellen Krise, sagte EY-Autoexperte Constantin Gall. E-Autos verkauften sich deutlich schwächer als angenommen und auf wichtigen Absatzmärkten herrsche ein ruinöser Preiswettbewerb.
„Die Probleme in China werden dadurch noch verstärkt, dass die Käuferschaft sich verstärkt nationalen Marken zuwendet“, sagte Gall. Zusätzlich sorgten hohe Transformations- und Restrukturierungskosten, Rückrufe und Lieferkettenstörungen für Probleme. Experte: „Der Sturm wird nicht abflauen.“
Existenzfrage
Die Schwächephase der Branche werde vorerst anhalten, prognostizierte Gall. Der Experte begründete dies unter anderem mit einer schwach bleibenden Konjunktur, zudem würden sich die geopolitische Situation und die Zollpolitik absehbar nicht stabilisieren. „Für viele Hersteller steht das komplette Geschäftsmodell auf dem Spiel, bei einigen Herstellern wird sich mittelfristig die Existenzfrage stellen“, so Gall.
Harte Entscheidungen.
Umso wichtiger sei es, dass die Autokonzerne harte Entscheidungen träfen. „Die guten alten Zeiten kommen nicht wieder, die Branche hat sich fundamental verändert, und die Automobilindustrie muss darauf eine Antwort finden“, sagte Gall.
Die Autokonzerne müssten sich von Altlasten trennen, ihr viel zu großes Portfolio verkleinern und sich fokussieren - auf klar definierte Kundensegmente, auf ein abgegrenztes, konkurrenzfähiges Modellangebot. „Größe ist nicht alles, Größe kann sich auch als ein Bremsklotz erweisen, wenn es darum geht, sich an neue Gegebenheiten anzupassen“, sagte Gall.
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