Autoindustrie im Abwrackmodus

Volkswagen
Europas Fahrzeugbranche kommt immer stärker unter die Räder. Die Probleme sind großteils hausgemacht. Österreich steht besonders unter Druck.
Robert Kleedorfer

Robert Kleedorfer

Fast 200.000 Menschen sichert die heimische Autoindustrie indirekt ihren Job, weitere 77.000 sind in den zahlreichen Produktionsbetrieben beschäftigt. Von diesen kommen seit einiger Zeit laufend Hiobsbotschaften in Form von umfangreichem Personalabbau und Werksschließungen. Waren bisher die heimischen Autocluster ein Aushängeschild der heimischen Industrie, drohen sie nun zusehends auf der Strecke zu bleiben. Die Gründe sind mannigfaltig und haben sich zu einem perfekten Sturm entwickelt, wie es der Personalvorstand des Grazer Traditionskonzerns AVL List, Markus Tomaschitz, beschreibt.

„Die Suppe haben wir uns in Europa selbst eingebrockt“, sagt er und dem ist nichts entgegenzuhalten. Die US-Zölle sind da nur die Draufgabe. Denn das Verbrennerverbot bei Neuzulassungen ab 2035 hat einerseits dazu geführt, dass die Industrie Milliarden in die mobile Transformation stecken muss. Aber andererseits zugleich die Konsumenten nur zögerlich zum angeblichen Heilsbringer Elektroauto greifen. 

Mit hohen Förderungen wird versucht, ihnen den Umstieg schmackhaft zu machen. Doch viele wollen einfach nicht – auch weil die Ladeinfrastruktur noch nicht passt oder die Preise trotz der Förderungen im Vergleich zum Verbrennermodell noch höher sind. Beides bessert sich, aber Veränderung braucht Zeit. Und Verbote lösen auch Widerstand aus – bei einigen Menschen prinzipiell.

Wenn die Fahrzeuge wie versprochen eines Tages Verbrenner um Längen schlagen und die Infrastruktur an jeder Ecke schnelles Laden zu vernünftigen Preisen ermöglicht, werden auch die meisten Skeptiker freiwillig umsteigen und Verbrenner ohnehin zu Ladenhütern werden. Daher braucht es wie in vielen anderen Ländern keine Verbote. Der Markt regelt das dann von selbst.

Hausgemachte Probleme.

Neben dem europäischen Irrweg, der sich vielleicht mit mehr Druck seitens Industrie und Verbraucher auf Brüssel noch ändert, gibt es auch hausgemachte Probleme. Österreich ist als Produktionsstandort inzwischen einfach zu teuer. Es rechnet sich immer weniger, hier zu produzieren. Da nützen die hochwertigsten Waren und besten Mitarbeiter irgendwann auch nichts mehr. 

Einige Hersteller haben das Glück, auch über Fertigungen außerhalb des Landes zu verfügen, und können so noch zu konkurrenzfähigen Preisen ihre Waren anbieten. Allerdings zulasten der heimischen Wirtschaft. Manch andere haben überhaupt das Bummerl, wenn sie fast ausschließlich auf das Automobil gesetzt und zu wenig diversifiziert haben.

Für die anstehenden Lohnrunden ist daher Gespür und weniger Muskeln zeigen angesagt. Und vielleicht schafft es ja diese Regierung trotz leerer Töpfe, endlich den Faktor Arbeit zu entlasten.

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