Autobauer müssen wegen Zöllen Prognosen kappen

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Gewinneinbruch bei Mercedes und Porsche, auch wegen Problemen in China. Sparprogramme sind die Folge.

Von 2,5 Prozent auf 27,5 Prozent im April und nun doch 15 Prozent. Die Zölle für Autoexporte in die USA aus der EU steigen signifikant. Das wirkt sich auf die Bilanzen der Konzerne entsprechend negativ aus. Mercedes-Benz etwa erwartet bei deutlich weniger Absatz und Umsatz nur noch eine Pkw-Rendite von 4 bis 6 Prozent, wobei zunächst ein Minus von 1,5 Prozentpunkten den US-Zöllen geschuldet ist. Ursprünglich hatte Mercedes 6 bis 8 Prozent anvisiert, was für den Hersteller nach zweistelligen Renditen während der Corona-Jahre eine magere Gewinnspanne ist. 

Auch Absatz und Umsatz würden zurückgehen, erwartet Finanzchef Harald Wilhelm. Er bezifferte die Belastungen durch Zolleffekte alleine im zweiten Quartal auf einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag. Im gesamten ersten Halbjahr fiel der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,6 Prozent von 72,6 Mrd. Euro auf rund 66,4 Mrd. Euro. Das Ergebnis sackte von rund 6,1 Mrd. auf 2,7 Mrd. Euro ab.

Mercedes-Chef Ola Källenius verwies darauf, dass wegen der Exporte aus den USA die Zollvereinbarung auch einen Vorteil für die deutsche Autoindustrie hat. Laut Verband VDA stammen zwei von drei Autos, die aus den USA nach Europa geliefert werden, von einem deutschen Hersteller. Der Zoll darauf werde von 10 auf 0 Prozent sinken, erklärte der Mercedes-Chef. „Die null Prozent sind nicht ein Geschenk an die Amerikaner, das wird uns eher helfen und nicht schaden.“

Niemand zufrieden

Laut Porsche-Chef Oliver Blume ist niemand zufrieden mit dem Deal. Der Zollsatz sei kein positives Ergebnis. Allein für das erste Halbjahr bezifferte er die Belastung durch die US-Zölle auf rund 400 Mio. Euro. Erst im April hatte Porsche seine Prognose für die Umsatzrendite von 10 bis 12 Prozent auf 6,5 bis 8,5 Prozent gesenkt. Nun rechnet Blume nur noch mit 5 bis 7 Prozent. „Es ist kein Unwetter, das vorüberzieht.“ Deswegen werde das Unternehmen umgebaut. Die Kosten dafür bezifferte Blume für das Gesamtjahr auf 1,3 Mrd. Euro.

Auch die Talfahrt in China belastet die Hersteller. Besonders kritisch ist die Lage für Porsche. Die hartnäckige Immobilienkrise verleidet wohlhabenden Chinesen den Kauf eines Neuwagens, eine Antwort auf den Elektroautoboom hat Porsche nicht gefunden - zumal dort vor allem preisgünstige Modelle chinesischer Hersteller gefragt sind.

Beide Autobauer forcieren aufgrund der Krise Stellenabbau und Kostensenkungsprogramme. Mercedes-Benz hat mehr als 40.000 Beschäftigten außerhalb der Produktion in Deutschland angeboten, das Unternehmen gegen Abfindung zu verlassen. Im zweiten Quartal wurde dafür mehr als eine halbe Milliarde Euro zurückgestellt. Das seit Juni laufende Programm stoße auf viel Resonanz, sagte Wilhelm. "Wir sind damit gut unterwegs."

Der britische Luxusautobauer Aston Martin wiederum hat wegen der Belastungen durch die US-Zölle und einer schwachen Nachfrage in Asien eine Gewinnwarnung ausgegeben. Das Unternehmen rechnet für heuer nun mit einem bereinigten Betriebsergebnis im Bereich der Gewinnschwelle. Zuvor war Aston Martin von einem positiven Betriebsergebnis ausgegangen.

Und nicht zuletzt schrieb der angeschlagene japanische Autobauer Nissan wegen der US-Zölle und des Konzernumbaus einen Milliardenverlust. Dieser belief sich im letzten Geschäftsquartal auf 79,1 Mrd. Yen (461 Mio. Euro).klee

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