Luxusproblem: Auftragsflut in der Verpackungsbranche
Im operativen Bereich muss auch die Verpackungsindustrie seit Ausbruch der Corona-Pandemie wie andere Branchen kämpfen, um etwa die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen.
Abgesehen davon läuft es aber rund. „Die Verpackungsbranche war in der Pandemie sehr gut aufgestellt. In den vergangenen Monaten hatten wir Rekordauftragseingänge“, sagt Markus Gärtner, Vorstand des Wellpappe-Bereichs beim Verpackungs- und Papierunternehmen Mondi.
Luxusproblem
Das hat zwei Gründe: Der Online-Einkauf hat sich in den vergangenen Monaten drastisch verstärkt und die Präferenz der Kunden zu nachhaltiger Verpackung steigt.
Eine aktuelle Studie bezüglich des Einkaufsverhaltens in Zentral- und Osteuropa von Mondi und Karmasin Research & Identity zeigt, dass die Hälfte der Verbraucher während der Pandemie mehr online eingekauft haben. Verpackungen für Endverbraucher im E-Commerce haben daher immense Wachstumsraten, sagt Gärtner.
Die Branche hat damit ein Luxusproblem, denn sie kann der starken Nachfrage kaum Herr werden. Es sei eine Herausforderung, ständig innovativ zu bleiben und immer nachhaltigere Verpackungen zu kreieren. „Die großen Einzel- und Online-Händler haben alle ambitionierte Nachhaltigkeitsziele definiert“, sagt Gärtner. Daher sei Nachhaltigkeit auch für die Verpackungen ein zentrales Element.
Hochkonjunktur
Während es bei der Verpackung gut läuft, gab es beim grafischen Papier, wie Kopierpapier, während der Lockdown-Phasen drastische Rückgänge, erzählt Gärtner. Ein Grund dafür sei, dass viele Beschäftigte im Homeoffice arbeiten und dadurch weniger ausgedruckt werde.
Der Rückgang sei allerdings kein neuer Trend, den habe es auch vor der Pandemie schon gegeben. „Hier hinterlässt die Digitalisierung ihre Spuren“, so der Verpackungsexperte.
Nicht nur bei Mondi läuft es gut, die gesamte Verpackungsbranche erlebt wegen derzeit eine Hochkonjunktur. Das betreffe nicht nur Papier, sondern auch andere Materialien, wie zum Beispiel Kunststoff. Der Trend zur Nachhaltigkeit begünstige jedoch Papier und Karton.
Volatile Märkte
Zu Beginn der Pandemie war man sich nicht sicher, ob dieser Trend anhalten oder durch die Aufregung rund um Corona verdrängt werden würde, erzählt Gärtner. Letztendlich sei das Thema aber eines der bestimmenden geblieben.
Wie sich die kommenden Monate entwickelt werden, sei derzeit aber noch völlig offen. „Die Volatilität der Märkte werden wir jedenfalls im nächsten Jahr noch sehen.“
Drastische Effekte
Die Bandbreite der möglichen Szenarien sei breiter als unter gewöhnlichen Umständen. Der Einfluss der künftigen makroökonomischen Situation auf die Verpackungsindustrie sei derzeit noch nicht klar.
In den vergangenen Monaten mussten die Staaten durch finanzielle Unterstützungen ihre Volkswirtschaften am Leben erhalten. Doch diese „Lebensader“ werde man wieder zurückfahren müssen. „Dann wird sich das wahre Ausmaß der Krise zeigen“, glaubt Gärtner.
Es könnte zu drastischen Auswirkungen auf Industrie und Konsum kommen, wodurch die Nachfrage nach Verpackungen stark zurückgehen könnte.
Für die Verpackungsindustrie besteht jedoch Grund zur Hoffnung, denn aus dem Online-Handel hört man: „Bereitet euch vor. Wir bleiben auch nach der Pandemie auf dem hohen Bedarfsniveau.“ Dieser Treiber wird also erhalten bleiben.
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