Aufbruch ins Weltall: Österreich braucht finanziellen Schub
Die österreichische Weltraumindustrie wächst. So konnten zuletzt etwa das oberösterreichische Unternehmen Peak Technology und die Wiener Weltraumfirma Beyond Gravity Austria einmal mehr Aufträge für Weltraummissionen einfahren.
Während Beyond Gravity für die Steuerung des Antriebs der NASA-Mond-Weltraumstation "Gateway" verantwortlich zeichnen wird, hat Peak Technology einen Vorentwicklungsauftrag für ein neues Röntgenteleskop von der European Space Agency (ESA), dem europäischen Gegenstück zur NASA, erhalten.
Laut Expertenschätzungen setzen die Unternehmen der heimischen Weltraum-Branche jährlich derzeit bereits bis zu 200 Millionen Euro um. Die Zahl der Beschäftigten beträgt rund 2.000.
Klingt in Summe wenig. “Doch es handelt sich um Hochtechnologie, die auch Auswirkungen auf den Alltag von uns allen hat”, sagt Dieter Grebner im Gespräch mit dem KURIER.
Grebner ist Chef von Peak Technology und zugleich Präsident von Austrospace. Das ist die Vereinigung von 20 Unternehmen und Institutionen, die hierzulande mit Weltraumforschung und Weltraumtechnik beschäftigt sind. Zum Beispiel die TU Graz, Atos IT Solutions, Wien, oder die Division Aerospace von Magna Steyr.
Ohne Weltraumtechnologie geht auf der Erde jedenfalls wenig, wie Grebner erläutert. Die Bandbreite reicht vom Auto-Navi und Satelliten-TV über die Wetterprognose am Handy bis hin zum Schiffs- und Flugverkehr.
Weltraumtechnologie im Alltag
“Wir alle nutzen täglich bis zu hundertmal Weltraumtechnologie in irgendeiner Form”. Vor allem aber: Ohne Weltraumtechnik kein Kampf gegen die Erderwärmung. Die Daten aus der Atmosphäre seien dabei schließlich ein zentrales Element, wie Grebner betont.
Die Auftragsbücher der Austro-Unternehmen sind jedenfalls voll. “Wir haben keinen Grund zur Klage”, so Grebner. Dennoch gibt es ein Problem. Die Unternehmen könnten nämlich noch mehr Aufträge annehmen. Doch dem sind Grenzen gesetzt.
Das hängt mit dem Beitrag Österreichs für die ESA zusammen, deren Chef übrigens der Österreicher Josef Aschbacher ist. Grebner: „Die Höhe der nationalen Mitgliedsbeiträge für die ESA bestimmt, wie viel Geld in Form von Aufträgen wieder an die einzelnen Staaten zurückfließt“.
Für die laufende Drei-Jahresperiode hat Österreich im November 2022 der ESA 231 Millionen Euro zugesagt. Gegenüber der vorangegangenen Periode (190 Millionen) ein deutliches Plus.
Dennoch will Grebner eine Nachbesserung, im Fachjargon auch „Nachzeichnung“ genannt. Und zwar für die gerade laufende Dreijahresperiode. „Es geht hier um das Potenzial für eine Zukunftstechnologie.“ Es sei bedauerlich, wenn man Aufträge gewinne, sie aber, wegen zu geringer Budgetmittel für die ESA, nicht erfüllen könne.
Polen stockt um 295 Millionen auf
Profitieren würden andere Staaten. Polen zum Beispiel. Dort hat die Regierung zuletzt eine Nachzeichnung von 295 Millionen Euro angekündigt. Grebner sieht für Österreich einen Nachbesserungsbedarf von 80 bis 100 Millionen.
Ob das geht, hängt von Leonore Gewessler ab, die als Infrastrukturministerin das Budget dafür verantwortet, sowie von Finanzminister Magnus Brunner als obersten „Schatzkanzler“.
Da die 80 bis 100 Millionen nicht frei herumliegen, hängt das davon ab, ob die Nachbesserung hierzulande ein Thema bei den kommenden Budgetverhandlungen im Herbst ist.
Aus dem Büro von Gewessler heißt es auf KURIER-Anfrage dazu in einer schriftlichen Stellungnahme. „Eine ESA-Nachzeichnung durch Österreich wird Gegenstand der kommenden Budgetverhandlungen sein.“
Denn bei einzelnen Programmen für die österreichische Raumfahrtindustrie seien "die vorhandenen Budgets bereits jetzt schon ausgebucht. Hinzu kommen neue Entwicklungen, die im November 2022 noch nicht absehbar waren.“
Im Finanzministerium will man die bevorstehenden Budget-Verhandlungen nicht kommentieren. Nur soviel: Man bekenne sich voll und ganz zum Technologiestandort Österreich.
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