Russischer Botschafter "droht" mit totalem Ausfall der Gas-Lieferungen über Nord Stream

Russischer Botschafter "droht" mit totalem Ausfall der Gas-Lieferungen über Nord Stream
OMV-Sprecher: Versorgung der Kunden in Österreich derzeit sichergestellt. Russischer Botschafter "droht" mit komplettem Ausfall.

Von den seit mehreren Tagen reduzierten Gaslieferungen aus Russland durch die Ostseepipeline Nord Stream bleibt auch Österreich nicht verschont. Der Öl- und Gaskonzern OMV meldete heute, Donnerstag, eine Reduktion der Lieferungen. Die Versorgung der Kunden sei aber nicht in Gefahr. Auch das Klimaministerium sieht keine Anzeichen eines Lieferstopps, beobachtet die Lage aber. In Europa sind auch Deutschland, Tschechien, Frankreich und Italien von der Lieferreduktion betroffen.

Ein Sprecher des Öl- und Gaskonzerns OMV sagte, der russische Lieferant Gazprom habe über eine Reduzierung informiert. "Wir werden diese Mengen, sofern aufgrund des geringeren Gasbedarfs überhaupt notwendig, durch Speichermengen und Mengen vom Spotmarkt ersetzen. Die Versorgung unserer Kunden ist derzeit sichergestellt." Wie viel weniger geliefert wurde, sagte der Sprecher nicht.

In Anbetracht der Lage kam aus Oberösterreich und von der SPÖ die Aufforderung an die Regierung, rasch darüber zu informieren, wie die heimische Gasversorgung im Ernstfall sichergestellt werden soll. "Der starke Industriestandort Oberösterreich fordert rasche Aufklärung über die geplante weitere Vorgangsweise der Bundesregierung zur unmittelbaren Sicherstellung der Gasversorgung für Betriebe und Haushalte", sagte der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer laut einer Aussendung. Das Thema müsse jetzt in den Mittelpunkt rücken. Der Forderung schloss sich SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch an. "Es müssen bei der Energieministerin die Alarmglocken schrillen".

Aus dem Klimaministerium hieß es am Donnerstag: "Wir überwachen die Situation und sind mit der OMV in engem Austausch", in einer Stellungnahme an die APA. "Zur Stunde gibt es keine Anzeichen für einen Lieferstopp, wir sind aber auf alle Szenarien vorbereitet."

Reparatur von Gas-Kompressoren

Gazprom hatte diese Woche bereits zwei Tage lang Gaslieferungen durch Nord Stream zurückgefahren und zur Begründung auf Verzögerungen bei der Reparatur von Gas-Kompressoren verwiesen. Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck ortet dagegen eine politische Motivation. Es sei offenkundig die Strategie, zu verunsichern und die Preise hochzutreiben. Kremlsprecher Dmitri Peskow wies das zurück. Die Probleme hingen vielmehr mit den vom Westen gegen Russland verhängten Sanktionen zusammen, meinte er.

Auch Gazprom-Chef Alexej Miller sagte, zur Reparatur der Gas-Kompressoren fehlten wichtige Ersatzteile, die von Kanada wegen der bestehenden Sanktionen gegen Russland nicht geliefert werden könnten. Eine Lösung für die Lieferstörungen sieht der Gasriese derzeit nicht.

Neben Österreich und Deutschland sind auch Frankreich, Italien und Tschechien von den niedrigeren Liefermengen betroffen. Der italienische Energiekonzern Eni teilte mit, am Donnerstag seien nur 65 Prozent der angeforderten Menge geliefert worden. Lieferrückgänge meldeten auch das französische Unternehmen Engie. Auch ein Sprecher des tschechischen Versorgers CEZ sagte, es gebe Einschränkungen, die mit technischen Problemen zusammenhingen. 

Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte daraufhin gesagt, dies sei vorgeschoben. Es sei offenkundig die Strategie, zu verunsichern und die Preise hochzutreiben.

Russischer Botschafter "droht" mit totalem Ausfall der Gas-Lieferungen über Nord Stream

Habeck sagte am Donnerstag vor einem Besuch in Bremen, die vergangenen Tage zeigten, wie wichtig es sei, sich aus der Abhängigkeit von Russland zu befreien. Der Ausbau der erneuerbaren Energien sei auch eine Frage der nationalen und europäischen Sicherheit. Der Grünen-Politiker rief in einem via Twitter verbreiteten Video zudem erneut auf, Energie einzusparen. "Es ist jetzt der Zeitpunkt, das zu tun." Jede Kilowattstunde helfe.

Russischer Botschafter "droht" mit Ausfall

Nach der Reduzierung ist wohl auch ein komplettes Runterfahren der wichtigsten Versorgungsleitung für Deutschland nicht ausgeschlossen. Russlands EU-Botschafter Wladimir Tschischow meinte am Donnerstag beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg, wegen der Probleme bei der Reparatur von Turbinen in Kanada könne die Leitung komplett stillgelegt werden.

"Ich denke, das wäre eine Katastrophe für Deutschland", sagte er nach Angaben der russischen Zeitung "Kommersant". Deutschland solle darüber nachdenken, die Turbinen lieber auf seinem eigenen Gebiet zu reparieren, damit sie nicht nach Kanada gebracht werden müssten, meinte der Diplomat. Der russische Energiekonzern Gazprom hatte wie angekündigt in der Nacht zum Donnerstag seine Gaslieferungen nach Deutschland durch Nord Stream weiter reduziert. Der Gasriese begründete den Schritt mit Verzögerungen bei Reparaturarbeiten.

Lieferungen reduziert

In der Nacht zum Donnerstag hat Gazprom ihre Gaslieferungen nach Deutschland durch die Ostseepipeline Nord Stream wie angekündigt weiter reduziert. Wie aus im Internet veröffentlichten Transportdaten des Pipelinebetreibers Nord Stream hervorgeht, sank die Gasmenge von Mittwochabend, 23.00 Uhr an. In der Früh, zum Beginn des sogenannten Gastages um 6 Uhr, lag die stündliche Liefermenge bei rund 2,6 Millionen Kubikmeter (29 Millionen Kilowattstunden), von 8 bis 9 Uhr flossen den Angaben nach rund 2,7 Millionen Kubikmeter (30 Millionen Kilowattstunden). Hochgerechnet auf 24 Stunden entspricht dies in etwa den von Gazprom angekündigten 40 Prozent der technischen Kapazität.

Gazprom hatte am Mittwoch angekündigt, die Gasliefermengen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 nach Deutschland erneut zu reduzieren. Von der Nacht zum Donnerstag an sollten täglich nur noch maximal 67 Millionen Kubikmeter durch die Leitung gepumpt werden.

Gaspreise steigen 

Angesichts stockender Gaslieferungen aus Russland steigen die Gaspreise in Europa spürbar an. Der richtungweisende Terminkontrakt zog am Donnerstag um bis zu 30,5 Prozent auf 148,73 Euro je Megawattstunde an. Der russischen Nachrichtenagentur RIA zufolge könnten Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 ausgesetzt werden. Dabei wurde erneut auf Probleme mit Reparaturen verwiesen.

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