Seither ist der Konzern auf der Suche. Ein neuer Aufsichtsratschef war mit dem Anwalt Georg Riedl schnell gefunden. Einen neuen Vorstandschef gibt es noch nicht. Seit dem Abgang Gerstenmayers leitet Androsch-Neffe Peter Schneider das Unternehmen interimistisch als „Sprecher des Vorstandes“.
Eine Lösung sollte eigentlich zu Jahresbeginn gefunden sein, hieß es vor Weihnachten.
Wie hat alles begonnen?
Die AT&S (Austria Technologie & Systemtechnik) entstand 1987 aus drei kleineren, heimischen Elektronikunternehmen. Bis zur Privatisierung 1994 gehörte AT&S der Staatsholding ÖIAG (heute ÖBAG). Nach dem Verkauf an das Bieterkonsortium Androsch-Dörflinger-Zoidl wurde die Firma 1995 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und kam 1999 an die Börse – zunächst in Frankfurt. 2008 wechselte AT&S an die Wiener Börse und setzte den eingeschlagenen Expansionskurs in Asien fort.
Was macht AT&S heute?
Überall, wo Daten verarbeitet, übermittelt oder gespeichert werden, oder komplexe Anlagen und Maschinen gesteuert oder mit Energie versorgt werden müssen, ist die Expertise von AT&S gefragt. An Standorten in Österreich, China, Indien und Malaysia wird geforscht und produziert, und zwar High-End-Leiterplatten und IC-Substrate.
Diese Integrated-Circuit-Substrate sind in vielen modernen Geräten weltweit zu finden – von der 5G-Basisstation für den Mobilfunk bis zum Hochleistungsrechner.
Mikrochips vereinen Milliarden von Transistoren auf kleinstem Raum. IC-Substrate werden verwendet, um diese hochkomplexen Mikrochips mit den Leiterplatten zu verbinden, auf denen Speicher, Stromversorgung und andere wichtige Systemkomponenten montiert sind. Die IC-Substrate sind damit die Brücke zwischen der Nanowelt der Halbleiterindustrie und der Mikrowelt der Leiterplatten. Neben Handys und Computern finden sich die Technologien in Fahrzeugen, Industrierobotern, in der Medizintechnik, in Flugzeugen und Satelliten.
Wie sieht die Zukunft aus?
AT&S-Sprecher Gerald Reischl spricht von steigendem Preisdruck bei mobilen Endgeräten. Bei Automotive und Industrie sind westliche Anbieter unter Druck und enorme Kapazitäten in Asien im Entstehen. Positiv entwickle sich das Geschäft mit den Leiterplatten. „Generell fahren wir auf Sicht und die Marktlage bleibt volatil. Wir bauen aber unsere führende Technologieposition weiterhin zügig aus, sowohl bei Leiterplatten als auch Substraten. Das bringt uns neue namhafte Kunden und somit langfristig auch eine bessere Absicherung gegenüber zukünftigen Marktzyklen“, sagt Reischl.
AT&S hat in Österreich Werke in Leoben und Fehring und ist bereits seit 1999 mit einem Produktionsstandort in Indien (Nanjangud) vertreten. Es folgten Werke in China (Schanghai und Chongqing) sowie Südkorea (Ansan) und zuletzt Malaysia. Korea wurde 2024 wieder verkauft.
Ausblick
Für das Geschäftsjahr 2024/25 erwartet AT&S einen Umsatz im Bereich 1,5 bis 1,6 Mrd. €, bei einer EBITDA-Marge zwischen 24 und 26 Prozent
200 Millionen Euro
soll ein zweijähriges Kostensenkungsprogramm bringen. Das Unternehmen beschäftigt rund 13.500 Mitarbeiter
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