Taylor Swift zwingt Apple in die Knie
Am 30. Juni ist es so weit: Apple geht mit einem eigenen Streaming-Dienst online. Es ist ein längst überfälliger Paradigmenwechsel in der Musikstrategie des Weltkonzerns – weg von den Downloads im iTunes Store, hin zum Streaming, bei dem die Musik direkt aus dem Netz abgespielt wird. Eine notwendige Investition, um auf das geänderte Verhalten beim Musikkonsum zu reagieren. Denn die Umsätze verlagern sich mehr und mehr von Download- zu Streaming-Plattformen.
Kaum hatte Apple sein neues Produkt präsentiert, hagelte es von allen Seiten Kritik. Viele Künstler und Labels forderten eine Nachbesserung beim Bezahlmodell des Streaming-Dienstes.
Am Sonntag veröffentlichte der US-Superstar Taylor Swift auf der Blogging-Plattform Tumblr einen offenen Brief. Darin kritisierte sie, dass der Konzern bei seinem neuen Musikdienst in den drei kostenlosen Probemonaten kein Geld an Künstler überweisen will. Das sei "schockierend und enttäuschend", erklärte darin die 25-Jährige und zwang damit Apple über Nacht in die Knie.
Nachdem Swift ihren Brief via Twitter an ihre knapp 60 Millionen Follower empfahl, reagierte der Konzern prompt: Man werde die Künstler auch während der kostenlosen Probe-Abo-Zeit der Kunden bezahlen. Ob Swift nun ihre Songs dem Streaming-Service von Apple zur Verfügung stellt, ist noch unklar. Beim Marktführer Spotify sucht man seit vergangenem Jahr nach ihrer Musik auf jeden Fall vergeblich. Da der Dienst auch eine werbefinanzierte Gratis-Version hat, ließ die US-amerikanische Künstlerin all ihre Songs von Spotify runternehmen. Laut Stefan Zilch, Managing Director für Spotify Deutschland, Schweiz und Österreich, habe sie damit auf viel Geld verzichtet. "Hochgerechnet wären es rund sechs Millionen US-Dollar, die wir der Künstlerin seither ausbezahlen hätten müssen", betont er im KURIER-Interview.

Entwicklung
Auf die neue Konkurrenz durch Apple will man bei Spotify mit Neuerungen und Investitionen reagieren: Wir wollen Spotify verstärkt zur Entertainment-App ausbauen", sagt Zilch. So will man künftig auch Videos, Hörbücher und Podcasts anbieten. Auch neue Kooperationen werden präsentiert. So ist Spotify seit April auch via PlayStation 3 und 4 erhältlich. Aktuell sei man auf fünf Mio. Spielkonsolen vertreten. "Weiters arbeiten wir mit Auto-Herstellern wie BMW und Ford zusammen, die unser Service dann in ihren Modellen verfügbar machen", sagt Zilch. Den Vorwurf, zu niedrige Tantiemen an Künstler auszuzahlen, weist er zurück. "Wir haben im ersten Quartal 300 Mio. Dollar an Labels ausbezahlt. Drei Milliarden Dollar sind es seit der Gründung 2006." Der Umsatz wächst – aber auch die Verluste.
Aktuell gehen pro Stream rund 0,005 Euro an den Rechteinhaber. "Welcher Anteil davon an die Künstler ausbezahlt wird, hängt vom Vertrag und vom jeweiligen Land ab", sagt Zilch und spielt den Ball an die Plattenfirmen weiter. Ziel sei es, die Gesamtzahl der Nutzer zu steigern: 75 Millionen sind es derzeit – 20 Millionen davon haben sich erst für einen Premium-Account (9,99 Euro im Monat) entschieden. Für Zilch trotzdem ein Erfolg: "Man muss das erst einmal schaffen, dass man knapp 30 Prozent der Konsumenten dazu bringt, für ein Produkt zu zahlen, das es – in einer abgespeckten Version – auch gratis gibt."
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