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"Breaking Very Bad" in der Steiermark
Blaue Pillen und alte Mörder: Wenn der Österreich-Tatort auf "Breaking Bad" macht.
Ja, "Breaking Bad" ist eine der besten Serien, die in den letzten Jahren über die Bildschirme lief. Ja, "Tatort" ist eine der erfolgreichsten Serien des deutschsprachigen Fernsehens. Was liegt da näher, als die beiden Welten zu vereinen? Richtig. Nichts. Das hielt die Macher aber nicht davon ab, es dennoch zu versuchen.
Kurz zur Geschichte: Bibi Fellner ist am Flughafen und bekommt die Nachricht, dass ihr Vater im Sterben liegt. Eigentlich will sie ja nicht hinfahren, denn ihr Vater hat sie als Kind verprügelt, macht es aber trotzdem. Kaum angekommen, stirbt er und Kommissarin Fellner erbt 30.000 Euro. Woher? Das weiß zu diesem Zeitpunkt niemand. Darum will Kollege Moritz Eisner, paranoid wie er ist, ermitteln. Das Ergebnis: Einmal in der Woche fährt ein Bus voll Senioren nach Ungarn und bringt eine Ladung voll Crystal Meth (jener Droge also, um die es in "Breaking Bad" geht) ins Land. 90 Minuten und vier Leichen (okay, einer ist schon vor dem "Tatort"-Zeitraum gestorben) später, kennt man alle bösen Jungs - und einen methsüchtigen Michael Ostrowski.
Meth ist auch in der Steiermark blau
In einer TV-Serie muss nicht immer alles der Realität entsprechen. Noch nicht einmal in einem "Tatort". Dennoch war die Episode am Sonntag zu sehr an den Haaren herbeigezogen und erzwungen. Damit auch alle verstehen, worum es geht, wird sogar erklärt was "Breaking Bad" ist. Das Meth ist in Tablettenform und natürlich blau - was chemisch unmöglich ist und in der US-Serie nur auf Wunsch von Produzenten Vince Gilligan eingeführt wurde - und wird "Christl Mett" genannt. Es schmerzt in den Ohren. Noch mehr US-Gefühl vermittelt der Trans Am von Bibi Fellner. Damit fällt man natürlich nicht auf. Nein. Vor allem nicht in der ungarischen und steirischen Pampa.
Natürlich war nicht alles schlecht am "Tatort". Besonders die Figur Bibi Fellner bekam durch diese Episode und die Geschichte mit ihrem Vater mehr Charakter. Man versteht sie wieder ein bisschen besser. Großartig spielte Branko Samarovski den Ex-Polizisten Sommer. Kantig, grantig und goschat, gab er der Folge etwas Würze. Ebenfalls überzeugte der mittlerweile 84-jährige Peter Weck als von der Tochter verstoßener Vater, Schmuggler und Mörder, der eigentlich nur noch einmal raus aus dem faden Seniorenheim ins spanischen Paradies will.
Insgesamt langweilte aber der Österreich-Tatort. Zu vorhersehbar war er, zu einfach gestrickt und eben zu erzwungen. Das Meth-Monopol gehört Walter White und Jessie Pinkman, dort soll es auch bleiben.
Quoten
Nichtsdestotrotz war es für die neue "Tatort"-Saison ein starker Start. Über 1 Million Zuseher verfolgten in Österreich Bibi Fellner, Moritz Eisner und ihren steirischen Kollegen beim Ermitteln, in Deutschland waren es fast 9 Millionen.
Die wichtigsten Neuerungen der neuen Saison
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