"Rechts – extrem – gefährlich"

Musik wurde schon immer als mögliches Propaganda-Mittel eingesetzt, um Werte zu vermitteln, Botschaften zu unterstreichen und eine gewünschte Stimmung zu erzeugen. In Deutschland unterlegte der Nationalsozialistische Untergrund (kurz NSU), eine rechtsextreme, terroristische Vereinigung, die für zahlreiche Anschläge gegen Mitbürger ausländischer Herkunft verantwortlich gemacht wird, ihre Bekennervideos mit Songs von der populären Rechtsrock-Band Noie Werte. Die NSU setzte damit auf die mobilisierende Wirkung der Musik. Eine Idee, die sich die rechtsextreme Szene seit Jahren zu eigen macht.
Diesem Zusammenspiel von Popkultur, Mainstream und rechter Ideologie widmet sich der Dokumentarfilm "Deutsche Pop Zustände – Eine Geschichte rechter Musik" (3SAT, 23.25 Uhr) von Dietmar Post und Lucía Palacios. Er zeichnet die Entwicklungen nach und stellt Verbindungen zu sozialen und politischen Entwicklungen in Deutschland seit den späten 1970er-Jahren bis in die Gegenwart her. Zu Wort kommen Poptheoretiker, Soziologen und Musiker – darunter Philipp Burger, Sänger und Texter von Frei.Wild. Eine umstrittene Band aus Südtirol, deren Songtexte immer wieder mit nationalistischen Tendenzen in Verbindung gebracht werden.
Verfahren
"Rechts – extrem – gefährlich" heißt der heutige Themenabend auf 3SAT, der ab 20.15 Uhr einen kritischen Blick auf die rechte Szene in Deutschland wirft. Den Beginn macht die Doku "Die Akte Zschäpe", in der es um Beate Zschäpe geht, die letzte Überlebende der bereits eingangs erwähnten rechtsextremistischen Terrorzelle NSU. Seit 2013 wird ihr vor dem Oberlandesgericht München der Prozess ge-macht. Es ist das wohl wichtigste Verfahren im Bereich Rechtsextremismus der deutschen Nachkriegsgeschichte und ein zähes Ringen um die Wahrheitsfindung: Die Erkenntnisse, die Hunderte Ermittler und Untersuchungsausschüsse zusammengetragen haben, sind voll von Widersprüchen. Und Zschäpe? Sie schweigt. Die Doku zum Status quo des Verfahrens geht ungeklärten Fragen nach. Danach (21 Uhr) erfährt man in "V-Mann-Land" von einem Neonazi, der zugleich ein Informant des Verfassungsschutzes war, was es bedeutet, von Geheimdienst und Neonazi-Szene bedrängt zu werden.
Weltbild
Abgerundet wird der Themenabend mit David Wnedts "Kriegerin" (21.45 Uhr). Es ist eine schonungslose, preisgekrönte Milieustudie des deutschen Regisseurs, der soeben mit "Er ist wieder da" im Kino für Furore sorgt. In seinem Spielfilm aus dem Jahr 2011 lässt er die 15-jährige Marisa, die über der Brust ein Hakenkreuz tätowiert hat und Ausländer hasst, durch die Welt ziehen.
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