Hohe Kosten und wenig Seher

Das vor etwa einem Monat gestartete „ZiB Magazin“ kommt nicht wirklich in die Gänge: Nach fünf Wochen ist die ORFeins-Vorabend-Sendung nun unter die 100.000er-Marke gerutscht. Am Donnerstag bzw. Freitag letzter Woche sahen nur 95.000 bzw. 94.000 Seher zu (jeweils vier Prozent Marktanteil). Der ORF argumentiert das mit dem schwächeren Vorlauf: Seit letzter Woche werden vorher die neuen „Two And A Half Men“-Folgen mit Ashton Kutcher gezeigt, die das Publikum offenbar weniger interessieren.
Auffällig ist aber, dass das erklärte Ziel, die Seher von „Two And A Half Men“ (oder, wie es früher hieß; „Mein cooler Onkel Charlie“) zu halten, immer weniger aufgeht.
Mitte März hielt das „ZiB Magazin“ mit Marktanteilen von bis zu acht Prozent noch ganz gut mit – in den Osterferien sanken sie ab und erholten sich danach nicht mehr. In der Woche von 2. bis 5. April hatte „Onkel Charlie“ (19.20 Uhr) jeden Abend rund 30.000 Seher und zwei Prozentpunkte Marktanteil mehr als das „ZiB Magazin“ (19.45). Dabei sollte die ORFeins-Vorabend-Info-Leiste eine „Brücke“ zwischen dem frühabendlichen Sitcom-Block und dem Hauptabend herstellen und die sogenannten „Charlie-Seher“ beim ORFeins-Programm halten.

Unmut
Nicht nur bei den Zuschauern kommt die neue Sendung nicht an, auch unter ORF-Mitarbeitern herrscht Unmut darüber. Die Kosten seien zu hoch – kolportiert wird die Summe von rund zwei Millionen Euro, der ORF bestätigt diese Zahl nicht –, die Quoten zu schlecht.
Intern hätte Fernsehdirektorin Kathrin Zechner das Ziel kommuniziert, dass mehr Seher als mit Dominic Heinzls „Chili“ erreicht werden sollen. Tatsächlich kam das Societymagazin im Vergleichzeitraum (Anfang April 2012) immer auf zwischen sechs und acht Prozent Marktanteil, war also erfolgreicher als das „ZiB Magazin“ derzeit.
Dritter Kritikpunkt: die (mangelnde) Qualität.Vor allem die inhaltliche Orientierungslosigkeit wird bemängelt. Angekündigt wurde ursprünglich, dass die emotionalsten und stärksten Geschichten des Tages schwerpunktmäßig beleuchtet werden sollen. Doch die Themenmischung wirkt oft unausgegoren, die Umsetzung der Beiträge weist teils Schwächen auf.
Zechner möchte an ihrem Vorabend-Projekt festhalten und ihm Zeit geben, sich zu entwickeln – in das Team wurden auch jüngere, weniger erfahrene Mitarbeiter geholt. Über das „ZiB Magazin“ sagte sie kürzlich, es sei „stabil in der jüngeren Zielgruppe gelandet“.
ORFeins-Vorabend
Baustelle: Der ORFeins-Vorabend ist ein Problemkind: Während US-Serien gut funktionieren, hatten es Eigenproduktionen immer schwer (vgl. „Mitten im Achten“).
Brücke: Das „ZiB Magazin“ soll die Serienseher mit News in den Hauptabend mitnehmen.
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