Einbruch in Wiener Sisi-Museum war nur Schmäh

In einem opulenten Raum steht ein Schreibtisch mit einem Porträt von Angela Merkel.
Reporter der deutschen "Bild"-Zeitung revanchierten sich für den "Zugspitze-Diebstahl" und "klauten" ein Sisi-Porträt.

Wer am Mittwochmorgen zu den österreichischen Gratiszeitungen griff, staunte nicht schlecht. " Einbruch in Hofburg: Sisi-Gemälde geklaut" wurde dort groß getitelt, oder gar: "Deutsche entführen unsere Sisi". Ein berühmtes Gemälde von Elisabeth, das die Kaiserin mit vor der Brust verschlungenem Haar zeigt, sei "gestohlen" worden und durch ein Porträt der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel "ersetzt" worden. Da die Bild-Zeitung hinter dem "Coup" im Wiener Sisi-Museum steckt und auch auf ein Internetvideo der Aktion auf bild.de verwiesen wurde, lag die Vermutung schnell nahe, dass es sich hierbei nur um einen PR-Gag handeln könnte. Nach einer kurzfristig angekündigten Pressekonferenz am Mittwochmorgen war klar: Um diesen Schmäh-Diebstahl zu ermöglichen, ist das Museum eine temporäre Liaison mit dem Boulevard eingegangen.

"Ja, dürfen's denn des?"

Zwei maskierte Personen stehlen ein Porträt von Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sisi).
"Ja, dürfen's denn des?", dieser Ausspruch angesichts der Revolution von 1848 wird zwar Ferdinand, seinem Vorgänger auf dem Kaiserthron, in den Mund gelegt, könnte aber Sisis Gemahl Franz Joseph ob der Umtriebe von drei Reportern ebenso gut entfahren sein. Sie durften, stellte Museumskuratorin Olivia Lichtscheidl am Mittwoch vor Journalisten klar. "Man ist an uns vonseiten derBild-Zeitung herangetreten. Wir waren zuerst skeptisch, wollten dann aber dem Scherz nicht wirklich im Wege stehen und haben diese Geschichte ermöglicht."

Revanche für "Zugspitze"

Die halblustige "Rache" an den "Ösis" bezieht sich auf den ebenso halblustigen PR-Gag "Ösis klauen die Zugspitze" vor wenigen Wochen. Mitte Oktober hatte eine PR-Agentur auf der Internetplattform Youtube ein Video veröffentlicht, in dem vier selbst ernannte "Ösis" angeblich die Spitze der Zugspitze stehlen. Die Aktion hatte sogar Ermittlungen der bayerischen Polizei zur Folge, stellte sich aber schnell als reiner Gag heraus.

Sisi-Bild ist nur Reproduktion

Gestohlen wurde bei dem inszenierten "Sisi-Coup" am Montagabend natürlich nichts, Kunstwerke seien nie einer Gefahr ausgesetzt gewesen und die extra aus Berlin angereisten Bild-Reporter mussten das Gemälde streng beaufsichtigt mit aller gebotenen Vorsicht und weißen Handschuhen angreifen, betonte die Kuratorin. "Was die Filmemacher nicht wussten, ist, dass es sich beim Elisabeth-Porträt um eine Reproduktion handelt", schmunzelte Lichtscheidl. Das echte Porträt von Franz Xaver Winterhalter (1805-1873) ist in Privatbesitz.

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