Zu wenige Philosophen? Mangelberufsliste sorgt für Staunen und Kritik
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Im Kampf gegen den Fachkräftemangel erleichtert die Regierung 2026 die Aufnahme ausländischer Arbeitskräfte in 64 sogenannten Mangelberufen. Die entsprechende Verordnung wurde vor Weihnachten veröffentlicht.
Als Mangelberuf werden vom AMS Berufe definiert, in denen in einem Jahr weniger als 1,5 Arbeit Suchende pro offener Stelle zur Verfügung standen. Arbeitskräfte aus Drittstaaten, die eine Ausbildung in einem dieser Mangelberufe haben, können mittels Rot-Weiß-Rot-Karte bis zu zwei Jahre in Österreich arbeiten. Die Anzahl von 64 Berufen ist ob der angespannten Lage am Arbeitsmarkt etwas geringer als in den vergangenen Jahren.
Auf der bundesweiten Mangelberufsliste 2026 finden sich vor allem jene Berufe, in denen schon länger akuter Personalmangel herrscht, darunter viele technische und handwerkliche Berufe, aber auch Friseure, Masseure, Bäcker oder Gaststättenköche. Dazu kommen etliche Pflegeberufe sowie Verkehrsberufe wie Busfahrer, Verschieber oder Fahrdienstleiter.
Regionale Listen
Zusätzlich zur österreichweiten Liste gibt es auch eine bundesländerspezifische. Am längsten ist jene für Vorarlberg mit 28 Berufen, darunter Kellner, Weber, Volksschullehrer, Wissenschafter, Philosophen und Psychologen. Auch in Salzburg sind Philosophen ein Engpass-Beruf, wobei sich die Zahl der gesuchten Arbeitskräfte in Grenzen halten dürfte. In Oberösterreich etwa gibt es zu wenig Zahnärzte, in Niederösterreich zu wenig Bodenleger und Sozial- und Wirtschaftswissenschafter.
Gewerkschaft: „Gefährliches Signal“
Bei der Dienstleistungsgewerkschaft vida sorgt die Mangelberufsliste für Kritik. Durch die Aufnahme etwa von Gesundheits- und Niedriglohnberufen sende die Regierung ein „gefährliches Signal“ an Unternehmen und fördere Lohndumping, kritisierte vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit. „Es mangelt nicht an Menschen, die arbeiten wollen – sondern an Anstand bei den Löhnen.“
Vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit
Laut Hebenstreit hält die Politik Berufe wie Koch oder Friseur fälschlicherweise für Mangelberufe, obwohl Unternehmen nur deshalb keine Arbeitskräfte finden, weil sie schlecht bezahlen. „Anstatt anständige Bedingungen zu schaffen, können Betriebe über die Rot-Weiß-Rot-Karte Arbeitskräfte rekrutieren, die in prekären Abhängigkeitsverhältnissen stehen“, warnte Hebenstreit.
Kritik übt er auch an der Aufnahme von Triebfahrzeugführern, Verschiebern und Fahrdienstleitern in die Liste. Die Gewerkschaft sieht darin ein Versagen der Personalplanung durch das Management der ÖBB und ein Versäumnis, rechtzeitig in inländische Qualifizierung zu investieren.
Die komplette Liste der bundesweiten und regionalen Mangelberufe finden Sie hier.
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