Neue Regeln für Apples App Store: "Absichtlich kompliziert"

Diese Änderungen bei den iPhones verlangt die EU von Apple
Zusammenfassung
- Apple ändert den App Store unter EU-Druck und bietet Entwicklern mehr Freiheiten beim Bewerben und Verkaufen.
- Neue Gebührenstruktur und Einkaufsrichtlinien stoßen auf Kritik.
- Apple versucht, durch Anpassungen an EU-Regeln weitere Millionenstrafen zu vermeiden, das EU-Kommission bewertet dies jedoch als unzureichend.
Auf Druck der EU-Kommission hat Apple neue Regeln für seinen App Store vorgestellt. Entwicklern werden mehr Freiheiten eingeräumt, auch ein neues Gebührenmodell gibt es. Die Begeisterung hält sich allerdings in Grenzen.
Die neuen Regeln bringen nicht allzuviel, meint der Wiener Entwickler Patrick Wolowicz. Wolle man Apps anbieten, die außerhalb des Ökosystems des iPhone-Konzerns heruntergeladen werden können, sei das auch weiterhin kaum möglich, meint Wolowicz, der mit seiner Firma subzero.eu mit rund 15 Apps im App Store vertreten ist.
Was ändert sich konkret?
Entwickler sollen künftig ihre Angebote auf mehreren Kanälen bewerben und dort auch Anleitungen für Kaufmöglichkeiten außerhalb des App Stores veröffentlichen dürfen. Auch der Download alternativer Marktplätze soll vereinfacht werden. Über Kommissionen und eine Erstgebühr sichert sich Apple auch weiterhin Anteile am App-Verkauf und In-App-Käufen. Dazu kommt eine neue Gebührenstruktur. Wer günstige Variante wählt, muss aber Einschränkungen hinnehmen. Das automatische Laden von Updates soll damit nicht möglich sein.
"Mir ist das zu umständlich, meint der Wolowicz. Er habe den Eindruck, dass Apple versuche, die EU-Regeln absichtlich so kompliziert wie möglich zu erfüllen, damit möglichst viele beim alten System bleiben.
"Kommerziell verkrüppelt"
Scharfe Kritik an den neuen Regeln kommt von Tim Sweeney, dem Chef des Fortnite-Entwicklers Epic Games, der sich mit Apple wegen des App Stores seit Jahren im Rechtsstreit befindet. Die neuen Apple-Regeln würden den fairen Wettbewerb behindern und Apps mit konkurrierenden Zahlungsmethoden besteuern und "kommerziell verkrüppeln", schrieb er auf dem Kurznachrichtendienst X.
Wolowicz selbst ist mit dem Service von Apple durchaus zufrieden. Er zahle zwar bis zu 30 Prozent an App-Umsätzen an den Konzern und würde gerne weniger dafür bezahlen. Apple sorge etwa für die Vermarktung und Updates der Apps. Bei kleineren und mittleren Entwicklern sei das Verlangen, Dinge selber anbieten zu können allerdings auch geringer als bei großen Playern, sagt Wolowicz, der unter anderem die App "Wann" programiert hat, mit der Abfahrtszeiten von öffentlichen Verkehrsmitteln in mehreren europäischen Städten abgefragt werden können.
Der Entwickler ist aber auch der Meinung, dass es möglich sein sollte, Apps auch außerhalb von Apples Ökosystem herunterladen zu können. Wer das wolle, dem sollte auch die Möglichkeit dazu gegeben werden, sagt Wolowicz.
Gesetz für digitale Märkte
Bereits vor zwei Jahren hatte Apple wegen der neuen EU-Regeln für digitale Märkte (Digital Markets Act, DMA) die Bedingungen für Entwickler in seinem App Store gelockert und ließ unter strengen Bedingungen alternative App Stores zu.
Wirklich überzeugen konnten sie aber nicht. Das lag auch an den Vorgaben von Apple. Sie führten dazu, dass Nutzer vor dem Download der Apps von Angeboten Altsore Pal, Setapp oder Aptoide viele Hürden überwinden mussten.
Auch der EU-Kommission ging das nicht weit genug. Im April verhängte sie eine Strafe von 500 Mio. Euro gegen den iPhone-Hersteller und gab dem Konzern 60 Tage Zeit, um die bestraften Geschäftsmodelle zu verändern. Apple hat dagegen Einspruch erhoben und hofft nun, mit den Anpassungen Zusatzstrafen zu umgehen.
Solche Zusatzstrafen drohen auch Meta. Der US-Konzern wurde wegen Gebühren für werbefreie Versionen von Facebook und Instagram zu einer Strafe von 200 Millionen Euro verdonnert. Die angekündigten Änderungen reichen der EU-Kommission nicht.
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