Alibaba-Chef holt 30 österreichische Firmen auf seine Plattform

Kanzler Kurz und NÖ Landeshauptfrau Mikl-Leitner mit Alibaba-Chef Jack Ma
Kanzler Sebastian Kurz traf Jack Ma bei Besuch in Hangzhou/China. "Sie haben fantastische Produkte", sagte der Chef des Internetriesen.

Geschäfte auf Augenhöhe: Diese Redewendung hört man oft dieser Tage in China. Am Vortag zur Seidenstraßen-Konferenz in Peking kreuzte Bundeskanzler Sebastian Kurz nicht nur eine niederösterreichische Wirtschaftsdelegation in Shanghai, sondern besuchte auch Alibaba-Gründer Jack Ma in dessen Unternehmenszentrale in Hangzhou. Die beiden Männer trafen sich bereits zum dritten Mal. Warum? Weil er ein beeindruckender Unternehmer sei und ein interessanter Gesprächspartner und Ideengeber mit Visionen.

Tatsächlich wirkt der zierliche und quirlige Selfmade-Milliardär zwar von einer Mission erfüllt, dabei aber gleichzeitig bescheiden. 108.000 Angestellte beschäftigt er derzeit, täglich werden es mehr. Alibaba ist viermal so groß wie Amazon, womit sich Ma nur ungern vergleichen lässt. Denn um simplen Handel allein geht es ihm nicht, er sieht sich als Weltverbesserer. Denn sein Unternehmen gebe gerade kleinen und mittleren Unternehmen die Chance, weltweit Geschäfte zu machen. Und ein Teil seines Geldes fließt in ökologische und Bildungsprojekte – dieser philanthropischen Tätigkeit will er sich künftig fast ausschließlich widmen.

Wachstumskurs

Seine Firma ist indessen weiterhin auf Wachstumskurs, nicht nur in China. Afrika steht derzeit stark im Fokus. In Europa plant er ein großes Versandzentrum in Belgien. Sein Geschäft erzeuge ein tägliches Steuervolumen von 18 Millionen Dollar. Das nächste große Projekt ist das Bankgeschäft – auch für kleine Unternehmen, die den Banken vielleicht nicht kreditwürdig erscheinen. Angesichts seines Datenbesitzes (und jenen der chinesischen Regierung, die selbst das Wohlverhalten ihrer Bürger beobachtet) und der im Gegensatz zu Europa kaum vorhandenen Bankenregulierung ist das allerdings eine nicht so schwierige Übung.

"Zu viele Sorgen"

Europa mache sich um alles zu viele Sorgen, sagt Ma vor den österreichischen Journalisten. Ein Punkt, an den  Kanzler Kurz später im Gespräch mit Journalisten anknüpft. Europa müsse aufpassen, nicht abgehängt zu werden. Hier führe man zu oft Diskussionen, wie man einen Wohlstand verteile, den man noch gar nicht verdient habe.

Und Alibaba? 30 kleinere und mittlere österreichische Firmen werden die Chance bekommen, bei Alibaba gelistet zu werden. Sie erhalten dafür eine eigene Schulung für den chinesischen Markt. Ma streute Österreich pauschal Rosen und sagte: "Sie haben fantastische Produkte", solche brauche China.

Das Alibaba-Reich

Alibaba ist eine Handelsplattform und verkauft selber keine Waren, was ein großer Unterschied zum US-Konkurrenten Amazon ist. Der Börsenwert liegt aktuell bei 420 Mrd. Dollar (rund 375 Mrd. Euro). 2016 schlug Alibaba 500 Mrd. Dollar um, für 2020 strebt Ma schon das Doppelte, also 1 Billion Dollar, an. Und 10 Millionen Firmen sollen ihre Produkte auf seiner Plattform anbieten, die inzwischen außerhalb Chinas in Belgien, Ruanda und Malaysia Zentralen hat. Gerade auf Afrika setzt Ma, der sich sukzessive aus seinem Unternehmen zurückzieht, große Hoffnungen. Die Anbindung ans Internet sei dort heute viel besser als in China im Jahr 1999, als der ehemalige Englischlehrer sein Unternehmen gründete.

 

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