Wirtschaftsschock in Tirol: Swarovski plant massiven Stellenabbau in Wattens

Austrian company Swarovski leaves the Russian market
Von 2.200 Beschäftigten sollen Anfang 2026 mindestens 400 abgebaut werden, der Standort aber erhalten bleiben. Die AK spricht von einer "Bankrotterklärung" der Konzernführung.

Zusammenfassung

  • Swarovski plant Anfang 2026 den Abbau von mindestens 400 Stellen am Stammsitz Wattens, betroffen sind Büro- und Produktionsmitarbeitende.
  • Als Gründe nennt das Unternehmen die Konjunkturabschwächung in der Luxusbranche, externe Herausforderungen und eine erhebliche Unterauslastung am Standort.
  • Die AK Tirol und der Betriebsrat kritisieren die Pläne scharf und warnen vor weiteren Einschnitten sowie den Folgen einer möglichen Arbeitszeitreduktion.

Große Aufregung in Tirol rund um den traditionsreichen Kristallkonzern Swarovski. Betriebsratschefin Selina Eder und AK-Tirol-Präsident Erwin Zangerl schlagen Alarm, es geht um Hunderte Jobs, die gestrichen werden sollen. Am Montagnachmittag kam die Bestätigung der Konzernleitung. 

Wörtlich heißt es in einer Aussendung: "Um eine nachhaltige Zukunft für den Standort Wattens zu sichern, muss das Unternehmen daher seine Organisation anpassen und plant Anfang 2026 einen Abbau von rund 400 Stellen, von dem sowohl Büro- als auch Produktionsmitarbeitende betroffen sind."

Swarovski-CEO warnte bereits im März

Schon im März hatte Swarovski-CEO Alexis Nasard "Disziplin" für das laufende Geschäftsjahr eingemahnt. Denn: "Im Jahr 2025 bleibt die Instabilität in unserem Geschäftsfeld wahrscheinlich weiter bestehen." Es gelte, sich "weiterhin auf die disziplinierte Umsetzung unserer Strategie zu konzentrieren, mit einem anhaltenden Fokus auf überragende Kreativität, strategische Investitionen und finanzielle Disziplin", so Nasard. Der aus dem Libanon stammende Manager ist seit 2022 Vorstandschef des Luxusgüterkonzerns. 

Nun bestätigt der General Manager von Wattens, Jérôme Dandrieux: "Dennoch führen die Konjunkturabschwächung in der Luxusbranche, die sich auf das in Wattens beheimatete B2B-Geschäft auswirkt, sowie externe Herausforderungen wie beispielsweise Rohstoffpreise, Lohnkosten, Wechselkursschwankungen und Zölle zu einer erheblichen Unterauslastung in Wattens, das historisch durch hohe Produktions-Volumina geprägt ist.

Arbeiterkammer kritisiert Konzernführung

Nach Informationen der AK-Tirol sollen von den derzeit noch in Wattens tätigen rund 2.200 Beschäftigten Anfang 2026 mindestens 400 weitere abgebaut werden. Die Zahl könnte sich aber noch auf 500 erhöhen, sollte der überwiegende Teil der restlichen Belegschaft nicht auf eine von der Konzernführung angestrebte Arbeitszeitreduktion eingehen.

„Das ist die Bankrotterklärung für die Strategie der Konzernführung und für den Standort Wattens“, kritisiert Zangerl die Pläne scharf. „Es zeigt sich, dass die von der Konzernführung abgelegten Bekenntnisse zum Standort, wie befürchtet, bloß Lippenbekenntnisse gewesen sind, die Zukunft von Swarovski in Wattens ist ungewiss“, so Zangerl.

„Die Beschäftigten sind nur mehr Teil eines Organigramms, die Schicksale, die dahinterstehen, spielen in den Plänen der Konzernführung ganz offensichtlich keine Rolle“, so Zangerl. Gleichzeitig warnt der AK-Präsident vor den Plänen einer Arbeitszeitreduktion für alle Mitarbeiter:innen. Denn eine Verkürzung der Arbeitszeit wirkt sich nicht nur auf den Lohn, sondern auch auf viele andere Bereiche aus. Zudem gibt es keine Garantie, dass Mitarbeiter:innen, die ihre Arbeitszeit kürzen, nicht doch mit Ende 2026 gekündigt werden.

Wir haben dauernd vor den kommenden Einschnitten gewarnt. Die Mitarbeiter sind aber erschüttert, dass es so heftig wird.

von Swarovski-Betriebsratschefin Eder

über den Personalabbau

Laut AK ziehe sich die Geschichte des Personalabbaus bei Swarovski bereits über 17 Jahre und durch verschiedene Krisen in dem Konzern. Betriebsratschefin Eder sagte zum KURIER: "Wir haben dauernd vor den kommenden Einschnitten gewarnt. Die Mitarbeiter sind aber erschüttert, dass es so heftig wird."

Der Umsatz im Geschäftsjahr 2024 stieg jedenfalls gegenüber 2023 von 1,8 auf 1,9 Mrd. Euro. Swarovski musste jedoch in der Coronakrise starke wirtschaftliche Einbußen verkraften. 2019 hatte das Unternehmen noch 2,7 Mrd. Euro erwirtschaftet.

"Hiobsbotschaft": Politik reagiert auf den Stellenabbau bei Swarovski

Dass Swarovski gezwungen ist, im kommenden Jahr 400 Stellen in Wattens abzubauen, ist eine Hiobsbotschaft und leider auch Symbol dafür, wie sehr der Wirtschafts- und Industriestandort Österreich unter Druck steht. Das sagt die Präsidentin der Wirtschaftskammer Tirol, Barbara Thaler. 

"Das schmerzt einerseits, unterstreicht aber auch die Dringlichkeit, endlich an den richtigen Stellschrauben zu drehen, um diese Abwärtsspirale, die weit über die Firma Swarovski hinaus wirkt, zu beenden“, fordert Thaler, die zugleich das heute vom Swarovski-Standortleiter abgegebene Bekenntnis zur Betriebsstätte in Wattens wertschätzt.

Auch Arbeitslandesrätin Astrid Mair (ÖVP) zeigt sich betroffen: „Der Stellenabbau bei Swarovski Wattens ist ein schwerer Schlag für alle betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für die Marktgemeinde Wattens und das Land Tirol. Die Entwicklung am Standort Wattens bereitet uns große Sorge. Wir fordern die Firma Swarovski auf, Verantwortung zu übernehmen. Ein Sozialpaket für die Betroffenen sowie die Unterstützung durch eine Unternehmensstiftung sind dringend gebotene Signale, die vom Unternehmen kommen müssen.“

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