Bei Swarovski kehrt nun Frieden ein

FEATURE WIRTSCHAFT - TURBULENZEN BEIM KONZERN SWAROVSKI IN WATTENS
Die zerstrittenen Familienzweige einigen sich auf neue Unternehmensstruktur.

Jahrelang tobte beim Tiroler Traditionskonzern Swarovski ein Streit um Macht, Einfluss und Ansehen. Dieser ist nun Geschichte. Wie das Unternehmen am Mittwoch bekannt gab, einigten sich die Eigentümerfamilien 130 Jahre nach der Gründung auf ein neues Firmenkonstrukt. „Mit dieser Einigung legen die Familien Swarovski, Weis und Frey den Grundstein für eine eigenständige Weiterentwicklung ihrer Unternehmen, zu denen neben dem Kristallbereich auch Tyrolit und Swarovski Optik gehören, und schaffen neue Möglichkeiten für dynamisches Wachstum“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.

Sämtliche Rechtsstreitigkeiten seien beigelegt. Konkret haben demnach alle Gesellschafter die Schaffung eines integrierten Kristallkonzerns namens DSW Kristall AG & Co KG als 100 Prozent-Tochter der Schweizer Swarovski International Holding (SIH) beschlossen. Die Einbringung des Wattener Betriebes in diese Tochter soll laut Aussendung eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Unternehmens ermöglichen.

Der nunmehrigen Konzerngründung und Einigung der Gesellschafter war ein jahrelanger – auch vor Gerichten und in den Medien ausgetragener – Konflikt vorausgegangen. Der ehemalige Chef Robert Buchbauer wollte einen Umbau des Konzerns mitsamt Zurückdrängung der Rechte einzelner Gesellschafter erreichen. Zentraler Punkt war der Einstieg der SIH in die Daniel Swarovski KG.

Ein Schiedsgericht urteilte nach einer Klage „oppositioneller Familienmitglieder“ im Jahr 2020, dass die eingeleitete Strukturreform rückabgewickelt werden müsse. Der Oberste Gerichtshof (OGH) hob das Schiedsgerichtsurteil vor einem Jahr wieder auf. Auch danach betonten Familienmitglieder öffentlich, dass sie die Strukturreform aufgrund einer lediglich formaljuristischen Begründung „trotz OGH-Entscheid für rechtswidrig und nichtig“ erachten. Buchbauer hatte sich im Jahr 2021 schließlich aus der Unternehmensführung zurückgezogen. Mit Alexis Nasard übernahm erstmals eine „familienfremde“ Person die Leitung.

Wieder Gewinn

Auch die Pandemie setzte der wirtschaftlichen Situation des Konzers zu. Zuletzt hatte es aber wieder positive Nachrichten gegeben. Der Umsatz im Geschäftsjahr 2024 stieg gegenüber dem Jahr davor von 1,8 auf 1,9 Milliarden Euro. Insbesondere mit der Entwicklung in Österreich und Amerika zeigte sich das Management zufrieden, denn dort seien „Rekordumsätze erzielt“ worden. Zufrieden gab man sich zudem mit dem erzielten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA), der um 14 Prozent anstieg. Der operative Gewinn war auch „zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder vollständig positiv“. Das laufende Jahr wurde bei Bilanzveröffentlichung im März als „instabil“ beschrieben. Nasard wollte den Luxuscharakter der Marke stärken sowie eine Verjüngung der Zielgruppe erreichen.

Personalabbau

Aufregung gab es auch immer wieder um den Personalstand in Wattens. Während der Pandemie hatte es großflächige Kündigungen gegeben, der Betriebsrat warnte regelmäßig vor Einschnitten und einem „Ausverkauf“ des Standorts. Laut Unternehmensangaben waren im heurigen Februar noch 2.900 Mitarbeiter beschäftigt. Weltweit sind es rund 18.600 Menschen in mehr als 140 Ländern, gut 2.300 Geschäfte werden betrieben. Laut Swarovski zählt der Konzern zu Europas größten Luxusunternehmen im Familienbesitz. Die Familiengesellschaften werden von der vierten, fünften und sechsten Generation gehalten.

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