337 Betriebe erhielten 2012 mehr als 100.000 Euro

APA4813508-4 - 05082011 - ST. ANDRE WÖRDERN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT WI - THEMENBILD - Illustration zum Thema Ernte : Ein Bauer mäht mit dem Traktor seine Wiese bei St. Andre Wördern, Niederösterreich für die Heuernte aufgenommen am Mittwoch, 03. August 2011. APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER
66 Stiftungen als Förderempfänger. Für Agrarier ist die Transparenzdatenbank nur eine "Mogelpackung".

Die Anzahl der heimischen Groß-Förderbezieher von EU-Agrargeldern ist im vergangenen Jahr um rund neun Prozent gesunken. 337 Betriebe, Vereine und andere Institutionen, etwa Stiftungen, erhielten im Wirtschaftsjahr 2012 (Oktober 2010 bis Oktober 2011) mehr als 100.000 Euro an EU-Agrarförderungen. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 waren es noch 370 gewesen.

Die Top Ten-Bezieher sehen Sie unten in der Grafik.

Wieder transparent, die Datenbank

Seit 2011 werden nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) Agrarförderungen an Bauern aus Datenschutzbedenken nicht mehr veröffentlicht. Seit heute sind aber die Subventionen an juristische Personen auf www.transparenzdatenbank.at wieder einsehbar. Von den ungefähr 140.000 heimischen Förderempfängern, die pro Jahr zusammen rund 1,8 Mrd. Euro erhalten, sind für das EU-Wirtschaftsjahr 2012 nur 4745 (2011: 4.843) sogenannte "Leistungsempfänger" in der Transparenzdatenbank öffentlich angeführt.

Die EU will mit diesem Förderinstrument Landwirten finanziell unter die Arme greifen. "Mit den Direktzahlungen wird ein stabiles Einkommen für die Landwirte gewährleistet. Sie sind ein Garant für eine nachhaltige bäuerliche Landwirtschaft in Europa", heißt es als Erklärung auf der Transparenzdatenbank-Homepage.

Kritik seitens der Agrarier

"Ja, aber!" So kann man die Haltung der heimischen Agrarier zur Transparenzdatenbank über EU-Agrarförderungen ganz kurz zusammenfassen, hört man auf Felix Montecuccoli, Präsident der Land & Forst Betriebe Österreichs.

337 Betriebe erhielten 2012 mehr als 100.000 Euro
An sich sei Transparenz was positives, "aber nur die Landwirtschaft herauszugreifen, mit einem Guckloch nur einen Auschnitt zu betrachten", das gehe nicht.

"Entweder es bleibt wie es ist (also keine Transparenzdatenbank für Bauern, Anm.) oder es muss alles transparent werden - Industrie-, Sozial-, Parteienförderungen etcetera", sagte Montecuccoli am Dienstag am Rande einer Pressekonferenz. "Mit echter Transparenz haben wir kein Problem", betonte er.

"Scheinwerfer nur auf die vermeintlich Bösen ohne das gesamte Bühnenbild zu zeigen"

Die aktuelle Lösung - nur juristische Personen werden in der Transparenzdatenbank veröffentlicht - schalte die Scheinwerfer aber "nur auf die vermeintlich Bösen ohne das gesamte Bühnenbild zu zeigen. Das ist nicht Transparenz und auch nicht gerecht - das ist eine Mogelpackung", sagte der Agrarlobbyist.

337 Betriebe erhielten 2012 mehr als 100.000 Euro

Die höchste Fördersumme erhielt wie schon 2011 die Genussregionen Marketing im Rahmen der "Investitions-und Regionaloffensive" mit 2,75 Mio. Euro. Sie betreibt die Marke "Genuss Region Österreich" mit mehr als 100 Genussregionen. Auf Rang 2 bei den Agrarförderungen liegt das Ländliche Fortbildungsinstitut (LFI) Steiermark mit 2,69 Mio. Euro. Sogenannte "Marktordnungszahlungen" erhielten die weiteren Top-5-Förderbezieher, die Erzeugerorganisation Obst Partner Steiermark mit 2,62 Mio. Euro, die Agrarmarkt Austria Marketing mit 2,32 Mio. Euro und die Wiener Genossenschaft LGV Frischgemüse 2,01 Mio. Euro.

Ebenfalls in den Top 10 ist der Waldverband Tirol mit 2,34 Mio. Euro Agrarsubventionen. Über diesen Verein werden EU-Förderungen für Waldbesitzer - etwa für Aufforstung - abgerechnet. Auf den weiteren Rängen folgen das Ländliche Fortbildungsinstitut Österreich mit 1,87 Mio. Euro, der Salzburger Nationalparkfonds mit 1,73 Mio. Euro und die Ländlichen Fortbildungsinstitute Oberösterreich und Niederösterreich mit 1,68 Mio. Euro bzw. 1,64 Mio. Euro.

Stiftungen

Von den knapp 4750 veröffentlichten Förderempfängern werden in der Transparenzdatenbank 66 Stiftungen gelistet. Acht Stiftungen erhielten im vergangenen Jahr mehr als 100.000 Euro Agrarförderungen. Am meisten lukrierte 2012 die Stiftung Fürst Liechtenstein Zweigniederlassung Wilfersdorf mit 1,34 Mio. Euro, davon allein rund 798.100 Euro an Direktzahlungen. Weiters erhielt die Stiftung Fürst Liechtenstein - Naturpark Sparbach Stiftung im Rahmen der "Investitions-und Regionaloffensive" rund 117.000 Euro.

Ebenfalls hohe Fördersummen erhielten die Domänen Privatstiftung (Biobetrieb) Stiftung mit rund 359.100 Euro, die F. E. Familien-Privatstiftung-Familien Stiftung (257.300 Euro) und die Chorherrenstift Klosterneuburg Stiftung (103.800 Euro) sowie die Fürstlich Schwarzenberg'sche Familienstiftung Vaduz Stiftung (103.200 Euro).

Nahrungsmittelproduzenten

Auch die Nahrungsmittelproduzenten durften sich über hohe Fördersummen - vor allem im Rahmen der "Investitions-und Regionaloffensive" - freuen. Die Anton Kittel Mühle Plaika GmbH erhielt 1,46 Mio. Euro, die Agrana Stärke 1,1 Mio. Euro an "Marktausgleichszahlungen", Grünewald Fruchtsaft (724.000 Euro) und die größte heimische Molkerei Berglandmilch (524.500 Euro). Auch die Fleischhauer lukrierten kräftig Fördergelder: Der Ablinger Franz & Co Fleischhauereibetrieb wurde mit 552.900 Euro an EU-Geldern gefördert und die Radatz Feine Wiener Fleischwaren GesmbHmit 138.550 Euro.

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