75 Jahre Porsche: Und sie röhren noch immer
Der Name gilt als Inbegriff des Sportwagens und ist untrennbar mit dem Erfolg der deutschen Automobilindustrie verbunden. Die Rede ist von Porsche. Dabei liegt der Ursprung der Marke in Österreich, genauer gesagt in Gmünd in Kärnten. Es war am 8. Juni 1948, also heute genau vor 75 Jahren, als ein gewisser Ferdinand „Ferry“ Porsche für seinen nach ihm benannten „Porsche 356 Nr. 1 Roadster“ die Erstzulassung erhielt. Die Zulassung zum Verkehr mit dem Kärntner Kennzeichen K 45.286 erfolgte einige Tage später.
Dabei war der erste Porsche eigentlich in wesentlichen Elementen ein Volkswagen. Denn Ferry baute Teile eines VW-Kübelwagens und eines Käfer-Motors zusammen. Dies stellte prinzipiell kein Problem dar, war doch Ferrys Vater Ferdinand Konstrukteur des VW-Käfers und Gründer von Volkswagen. Für die Nutzung des Käfermotors mussten aber die Geschwister ihre Rechte am Käfer an VW abtreten.
Ferry und seine Schwester Louise zog es wegen der Luftangriffe auf die Heimatstadt Stuttgart 1944 nach Gmünd, wo sie ein Ingenieurbüro gründeten. Drei Jahre später begannen sie mit dem Bau des ersten Sportwagens. Dieser wog 600 Kilogramm und erreichte mit 35 PS eine für damalige Verhältnisse faszinierende Spitzengeschwindigkeit von bis zu 140 Kilometern pro Stunde.
Nach dem Erfolg des Prototyps ging es mit einem modifizierten 356er in die Serienproduktion. 52 Fahrzeuge wurden noch in Gmünd gebaut. Dann wurde die Produktion nach Stuttgart verlagert, wo sich bis heute der Stammsitz befindet. Insgesamt wurden von dem Modell bis 1965 rund 78.000 Stück hergestellt.
911er
Nachfolger des 356ers wurde der 911er, bis heute DER Porsche schlechthin. Mehr als eine Million Stück von der Reihe wurden bis heute verkauft. Und ein Ende ist nicht in Sicht, denn Porsche entwickelt das Sportauto laufend weiter. Mit einer Ausnahme: einen Elektroantrieb soll es in dieser Reihe nicht geben.
Der Sportwagen mit Heckmotor lief zwar gut, doch es war lange Zeit mehr oder weniger das einzig nennenswerte Modell des Herstellers. Ende der 1980er-Jahre wurde dies zum Problem, als infolge einer längeren Schwäche des Dollar der US-Markt einbrach. Die Verkaufszahlen gingen auf nur noch etwas mehr als 20.000 Stück im Jahr zurück, Porsche rutschte in die Verlustzone.
Wendelin Wiedeking übernahm daraufhin 1993 das Steuer. Er sanierte den Konzern erfolgreich. Unter anderen führte er das Modell Boxster ein und erkannte das Potenzial des SUV-Marktes. Mit dem Cayenne gelang es, hier Erfolge zu feiern. Doch Wiedeking wurde der eigene Erfolg zum Verhängnis. Er plante das ganz große Ding, nämlich die Übernahme der Mutter Volkswagen. Porsche stieg ab 2005 sukzessive bei VW ein und sicherte sich schrittweise 74 Prozent an dem Konzern – Intrigen und Auseinandersetzungen, auch innerhalb der Eigentümerfamilien inklusive. Im Zuge der Finanzkrise ging jedoch Porsche das Geld aus.
VW bewahrte schließlich 2012 den Angreifer vor dem Zusammenbruch und übernahm Porsche vollständig. Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche rief mit den Tränen kämpfend Tausenden Beschäftigten vor der Zentrale in Stuttgart zu: „Der Mythos Porsche lebt und wird nie untergehen.“
So kam es dann auch. Porsche ist heute erfolgreicher denn je. Sie ist die mit Abstand profitabelste der neun Pkw-Marken von Volkswagen. Im Vorjahr fuhr Porsche mit 37.000 Mitarbeitern bei 310.000 ausgelieferten Fahrzeugen 37,6 Milliarden Euro Umsatz ein und verdiente fast fünf Milliarden. Stärkste Wachstumsmotoren sind die SUV-Modelle Cayenne und Macan sowie der wichtigste Absatzmarkt China.
Seit Herbst 2015 ist Oliver Blume für den Erfolg verantwortlich. Er rückte im Zuge des Dieselskandals an die Spitze des Konzerns. Er ist ein Anhänger des Elektroantriebs: Bis 2030 sollen vier Fünftel des Absatzes E-Autos sein. Zugleich setzt er auch auf Hybridmodelle und E-Fuels für Verbrenner. Derzeit sind aber die Verbrenner am Vormarsch. Weil deutlich weniger Exemplare des elektrischen Taycan verkauft wurden, verringerte sich der reine E-Anteil von 13,7 Prozent auf 11 Prozent. Der Grund hierfür seien Versorgungsengpässe, heißt es vom Unternehmen.
Sinnloses Leben
Ob die Käufer überhaupt auf einen E-Antrieb bei Porsche abfahren, bezweifelt Psychologe Rüdiger Hossiep. „Ein Leben mit einem elektrischen Porsche-Sportwagen ist möglich, aber sinnlos.“ Für Sportwagenfahrer gehörten Haptik, Geruch, Geräusche oder Vibrationen dazu. Das aus dem Lautsprecher kommen zu lassen, sei für viele undenkbar. „Da kann man sich genauso in einen Fahrsimulator setzen.“
Etwas anders sieht das Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer: Elektroautos beschleunigten schneller als ein konventionelles Fahrzeug, das passe wieder zur Dynamik. "Von daher glaube ich, das passt eigentlich sehr gut zusammen." Die Zeit, in der Geschwindigkeit mit Krach unterlegt werde, gehe zu Ende. "Von daher glaube ich, Porsche wird überleben."
9,1 Milliarden Euro
Im September des Vorjahres brachte Volkswagen seine Tochter Porsche an die Börse. Ein Achtel der Anteile brachten 9,1 Milliarden Euro (der größte Börsegang in Deutschland seit 25 Jahren). Damit sollen Investitionen in die E-Mobilität und automatisiertes Fahren finanziert werden. Bis dato ist der Börsegang eine Erfolgsgeschichte. Der Kurs ging 42 Prozent nach oben und entwickelte sich somit weit besser als jener des Mutterkonzerns Volkswagen.
Apropos: VW blieb mit nun 78 Prozent der Anteile größter Eigentümer von Porsche. Geblieben ist auch Chef Oliver Blume, obwohl er seit Sommer des Vorjahres auch Boss der Muttergesellschaft ist. Die Doppelfunktion wird von einigen Fachleuten und Börsianern kritisch gesehen. Doch Blume gilt in den Eigentümerfamilien Porsche/Piëch als der unumstritten richtige Mann für beide Konzerne.
Was der Traum vom eigenen Porsche aktuell kostet
Das mobile Meisterwerk aus Zuffenhausen (Stuttgart) hat seinen Preis. Beim Blick in die Preisliste muss man stark sein – aber ja, es gibt auch Porsche für unter 100.000 Euro. Immerhin.
Die 718-Cayman-Modelle bilden bei Porsche die preisliche Unterkante: das 300-PS-Auto gibt es ab 81.215 Euro. Der Boxster startet bei 83.590 Euro. Das Elektroauto Taycan beginnt bei 95.902 Euro; für 761 Elektro-PS zahlt man über 200.000 Euro. Der günstigste Panamera kostet 120.370 Euro. Bei den SUV kostet der Macan ab 88.834 Euro und der Cayenne ab 106.214 Euro.
Ganz weit hinauf geht es beim Kultauto 911. Der beginnt bei 156.747 Euro für den Carrera und endet bei 347.471 Euro für den GT3 RS (525 PS). NoVA, bis zu 41 Prozent, übrigens immer inklusive.
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