Guck mal, wer da gestikuliert

Guck mal, wer da gestikuliert
Ein Forschungsprojekt der CEU zeigt hoch entwickelte Kommunikationsfähigkeiten bei 18 Monate alten Kindern.

Stellen Sie sich vor, Sie sind daheim und brauchen ein Werkzeug, da Sie etwas reparieren müssen. Sie bitten Ihren Partner, Ihnen das Werkzeug zu holen. Ohne nachzudenken, ist Ihnen bewusst, ob Ihr Partner weiß, wo sich das Werkzeug befindet oder eben nicht. Dementsprechend werden Sie Ihre Kommunikation anpassen. Was für uns selbstverständlich ist, ist in Wahrheit eine Fähigkeit, die wir uns in der Evolution angeeignet haben. Dieser Fähigkeit widmete sich ein Forscher*innenteam.

Gesten anpassen

Eine von Forscher*innen der Central European University (CEU) in Wien, Österreich, und der University of St Andrews in Schottland geleitete Studie trägt zum Verständnis der frühen kognitiven und kommunikativen Entwicklung des Menschen bei und beleuchtet die komplexen mentalen Prozesse, die Kleinkinder verwenden, um soziale Interaktionen zu steuern. Der leitende Forscher Tibor Tauzin fand gemeinsam mit den Forschern Josep Call (University of St Andrews) und Gyorgy Gergely (Central European University) heraus, dass 18 Monate alte Kleinkinder über fortgeschrittene Kommunikationsfähigkeiten verfügen, die es ihnen ermöglichen, ihre Gesten so anzupassen, dass sie für ihre Kommunikationspartner informativer sind.

Präziser

Im Experiment zeigte sich, dass Kleinkinder im Alter von 18 Monaten die mentalen Zustände ihrer Kommunikationspartner berücksichtigen können. So wurden ihnen verschiedene Objekte gezeigt. Erwachsene, die ebenfalls bei dem Experiment anwesend waren, wurden abwechselnd verschiedene Informationen über das Objekt gegeben. Einmal wussten beispielsweise auch die Erwachsenen, wo sich das Objekt befindet und einmal nicht. Die Kleinkinder haben, ohne dass in den Experimenten gesprochen wurde, beobachtet und verstanden, welcher Erwachsene welche Vorinformation hatte. Daraufhin gestalteten die Kleinkinder ihre Zeigegestik das Objekt betreffend informativer und passten ihre Gesten an, um sicherzustellen, dass ihr Partner die richtigen Informationen erhielt. Die Ergebnisse zeigten, dass Kleinkinder präziser und mühsamer auf das Objekt zeigten, wenn dem Erwachsenen die erforderlichen Informationen fehlten oder er falsche Informationen über den Standort des Objekts hatte.

Wissensaustausch

„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Kleinkinder über eine einzigartige kognitive Anpassung für die Kommunikation verfügen“, sagt der leitende Forscher Tibor Tauzin. „Diese Fähigkeit ermöglicht es Kleinkindern, das Wissen ihrer Kommunikationspartner zu berücksichtigen und ihnen relevante Informationen zu liefern – eine wesentliche Fähigkeit für Kooperation und Wissensaustausch.“ Für Tibor Tauzin ist das Besondere an den Forschungsergebnissen der Aspekt der Evolution: „Aus Studien mit verschiedenen Arten wissen wir auch, dass diese Fähigkeit außer beim Menschen bei keiner anderen Spezies vorhanden ist. Und vielleicht macht das die menschliche Kommunikation so besonders.“