Neurologe besorgt: Social Media beeinflusst junge Gehirne negativ
Lars Timmermann, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, hat sich in einem Interview mit der Welt einmal mehr zu den negativen Folgen von Handy-Nutzung und Social Media auf die kognitiven Fähigkeiten geäußert. Über einen Aspekt ist er bei jungen Menschen besonders besorgt.
Der Neurologe warnte vor den negativen Folgen intensiver Nutzung, wie der Schwächung von Hirnverbindungen, die für kritisches Denken und Mitgefühl verantwortlich sind. Besonders besorgt zeigt sich Timmermann jedoch über den Suchtfaktor von Social Media bei jungen Menschen, der das Schlafverhalten negativ beeinflusst.
Social Media und digitale Medien beeinflussen die neurologische Gesundheit erheblich, vor allem bei Kindern und Jugendlichen.
Schlafverhalten und Social Media
Zahlreiche Studien zeigten bereits, dass die exzessive Nutzung von Social Media, insbesondere vor dem Schlafengehen, zu verkürzter Gesamtschlafdauer, verminderter Schlafqualität und Schlafstörungen führen kann. Dies äußert sich in verzögerter Einschlafzeit und gestörtem Schlafrhythmus, was sich wiederum negativ auf die Entwicklung kognitiver Fähigkeiten auswirkt. Eine Studie der Cardiff University hat zudem ergeben, dass einer von fünf Jugendlichen regelmäßig nachts aufwacht, um Nachrichten auf Social Media zu lesen.
Schlafmangel: negative Auswirkungen auf das Gehirn
1. Reduzierte kognitive Leistung
- Aufmerksamkeit und Konzentration: Schlafmangel beeinträchtigt die Fähigkeit, sich zu konzentrieren, aufmerksam zu bleiben und Informationen effektiv zu verarbeiten.
- Gedächtnisprobleme: Während des Schlafs konsolidiert das Gehirn Erinnerungen und verarbeitet Informationen. Schlafmangel stört diese Prozesse, was zu schlechterem Erinnerungsvermögen führt.
2. Erhöhte emotionale Instabilität
- Überreaktion: Schlafmangel beeinflusst die Amygdala, den Teil des Gehirns, der für die Verarbeitung von Emotionen zuständig ist. Dies führt zu übermäßigen emotionalen Reaktionen.
- Verminderte Regulation: Die Verbindung zwischen der Amygdala und dem präfrontalen Kortex, der Emotionen reguliert, wird geschwächt, was impulsives Verhalten verstärkt.
3. Erhöhtes Risiko für psychische Störungen
- Schlafmangel steht im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Depressionen, Angststörungen und anderen psychischen Erkrankungen.
4.Toxische Abfallstoffe im Gehirn
- Während des Schlafs entfernt das glymphatische System Abfallstoffe, wie Beta-Amyloid, die sich während des Wachseins im Gehirn ansammeln. Schlafmangel kann dazu führen, dass diese Substanzen nicht ausreichend beseitigt werden, was das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer erhöht.
5. Beeinträchtigte Neuroplastizität
- Schlaf ist entscheidend für die Fähigkeit des Gehirns, neue Verbindungen zwischen Nervenzellen zu bilden. Schlafmangel beeinträchtigt die Neuroplastizität, was das Lernen und die Anpassungsfähigkeit reduziert.
6. Energie- und Stoffwechselprobleme
- Schlafmangel verringert die Energieeffizienz des Gehirns und beeinflusst die Funktion von Neurotransmittern wie Dopamin und Serotonin, was die Stimmung und Motivation negativ beeinflussen kann.
Kein Social Media vor Schlafengehen
Um die Schlafqualität zu verbessern, wird empfohlen, mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen auf die Nutzung von Social Media und anderen elektronischen Geräten zu verzichten. Dies hilft, den natürlichen Schlafrhythmus zu unterstützen und Einschlafprobleme zu vermeiden.
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