Osterhasen auf Panzern: Bäckerei erntet Kritik für Kriegsmotive

"Kriegs-Osterhasen" auf Panzern: Bäckerei kassiert Kritik
Eine Konditorei aus Deutschland wollte eine Tradition wiederaufleben lassen und hat alte Metallformen hervorgeholt, die seit Jahrzehnten über Generationen weitergegeben werden. Die darin gegossenen Zuckerhasen sollen Nostalgie und Handarbeit vereinen, doch insbesondere die Kriegsmotive lassen Kritik laut werden.
Kriegsmotive zu Ostern
Das Café Lieb in Tübingen ist für seine Handwerkskunst bekannt. 2025 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal ‒ anlässlich dieses Jubiläums wollte die Bäckerei die alten Gussformen aus dem Schrank holen. Da sind nicht nur klassische Osterhasen-Motive dabei, denn manche der Formen stammen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und sind dementsprechend als Kriegsmotive gestaltet.
Statement der Bäckerei
Ein Hase auf einem Panzer, ein anderer Hase steht am Verschluss einer Kanone: Der Konditormeister Ulrich Buob meinte gegenüber SWR, dass die Kriegsmotive traurigerweise in die Zeit passen würden. Bei der älteren Kundschaft kamen die "Kriegshasen" aus Zucker, Sahne und Wasser offenbar gut an: "Die alten Leute sagen, das kennen sie noch aus ihrer Kindheit. Und viele ältere Leute wollen das einfach nochmal kaufen als Erinnerung", so Buob.
Tradition der Zuckerhasen
Im 19. Jahrhundert wurden Zuckerhasen traditionell zur Osterzeit aus karamellisiertem Zucker (Schokolade war knappes Gut und teuer) gegossen. Die stabilen Metallformen wurden über Jahre an die nächsten Generationen weitergegeben. Neue Formen werden kaum noch produziert. Die alten Kriegsmotive konnten die Menschen beispielsweise während des Zweiten Weltkriegs kaufen.
Auf der Instagram-Seite der Bäckerei heißt es: "Diese Familientradition existiert im Hause Schmid seit Generationen, die Formen stammen noch von unserem Ururgroßvater. Pünktlich zu Ostern werden bei uns in mühevoller Handarbeit Zuckerhasen gegossen."

Auf Instagram veröffentlichte das Café ein Video von den "Kriegshasen".
Kritik für Kriegsmotive
Im Interview mit SWR kritisierte der gemeinnützige Tübinger Verein Informationsstelle Militarisierung (IMI) den Verkauf von Kriegsmotiv-Zuckerhasen. "Da wird jetzt irgendwie so den guten alten Kriegszeiten nachgetrauert. Das ist eine Verhöhnung, finde ich, von Menschen, die davon betroffen sind", erklärt Vereinsmitglied Reza Schwarz gegenüber dem Sender. Es sei keine Rechtfertigung, sie heute noch zu verkaufen, nur weil ältere Menschen die Motive aus ihrer Kindheit kennen.
"Vermisst ihr die Nazizeit?"
Auch auf Instagram machen so manche User ihrem Ärger Luft. "Bereitet ihr euch auf den Krieg vor oder vermisst ihr einfach die 'gute alte Nazizeit'?" oder "Schon mal darüber nachgedacht, dass diese 'Kriegshasen' nicht bei allen eine gute Erinnerung wecken? Schon mal darüber nachgedacht, dass das die Zeit war, in der Deutschland Millionen von Menschen auch Kinder in KZs umgebracht hat? ", heißt es etwa in der Kommentarspalte.
Kommentare