Osterbrauch: Warum man mit einem gestylten Widder spazieren geht

Widder-Wanderung in Osttirol: Das bedeutet der Osterbrauch
Was bedeutet eigentlich der Brauch, zu Ostern mit einem herausgeputzten Widder spazieren zu gehen?

Ein Widder mit Blumen auf dem Haupt und Spangen im Fell? Ja, das gibt es in Österreich zu Ostern wirklich. Und wer abergläubisch ist, sollte sich erst recht überlegen, sich mit dem gestylten Bock blicken zu lassen. 

Doch was hat es mit dem Brauch auf sich und in welchen Regionen wird er heute noch gelebt?

Brauch stammt aus Osttirol

Im Virgental, Osttirol, wird jedes Jahr ein ganz besonderer Widder für den Osterbrauch auserkoren. Bauern sprechen sich hierzu mit dem Pfarrer und den Nachbarn ab. Es handelt sich dann meist um das schönste, kräftigste und prächtigste Tier der Region, das für diesen Anlass auch herausgeputzt wird.

Schleifen, Blumen und bunte Tücher

Das Tier erfährt dann eine regelrechte Beauty-Behandlung und wird mit edlen Accessoires ausgestattet: 

  • Das Fell wird gründlich gereinigt und gebürstet, damit es schön glänzt.

  • Die Hörner werden poliert.

  • Häufig bekommt der Widder eine geschmückte Halskrause, Schleifen oder ein buntes Tuch, oft mit Stickereien, Blumen oder religiösen Symbolen.

  • Manchmal wird ihm auch eine kleine Glocke umgehängt – damit er nicht nur schön aussieht, sondern auch feierlich klingt.

Prozession und Messe

Am ersten Samstag nach Ostern wird der Bock dann topgestylt ausgeführt. Die Prozession führt traditionell zur Wallfahrtskirche Maria Schnee in Obermauern. Bis zu über hundert Menschen – darunter viele Einheimische, aber auch Besucher, die nur wegen des außergewöhnlichen Brauchs kommen – nehmen an der Wanderung, die von Gebeten, Gesang und natürlich dem stolzen Auftritt des Widders begleitet wird, teil. Am Ende der Prozession findet traditionell eine Messe statt. 

Schutz vor Krankheiten

Der Brauch stammt aus dem 17. Jahrhundert, zur Zeit der Pestepidemien. Damals glaubten die Menschen, dass sie durch ein Opfer an Gott, in Form eines besonders schönen Widders, von der tödlichen Seuche verschont bleiben könnten. Heute wird der Brauch vor allem als Tradition und Attraktion weitergeführt, bei der der Widder nach dem Gottesdienst sogar verlost wird.

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