"AI Slop": Warum Facebook voll ist mit "Shrimp-Jesus" und "Challah-Pferd"

"AI Slop": Warum Facebook voll ist mit "Shrimp-Jesus" und "Challah-Pferd"
Von Künstlicher Intelligenz generierte, bizarre Inhalte fluten das Internet. Das Phänomen hat einen Namen: Slop.

Zusammenfassung

  • KI-generierte Inhalte, auch "Slop" genannt, überschwemmen das Internet und erzielen hohe Engagement-Raten ohne inhaltliche Tiefe.
  • Diese bizarren und oft schlampig erstellten Inhalte dienen der Manipulation von Suchmaschinen-Rankings und Generierung von Werbeeinnahmen.
  • Die Verbreitung von "Slop" erschwert das Auffinden verlässlicher Informationen und sorgt für Fehlinformationen und unerwartete Konsequenzen.

Wissen Sie, was das beliebteste Facebook-Posting im Jänner 2025 war? Es war kein Nachrichtenbeitrag, kein Sportbericht, kein Katzenvideo. Es war ein Pferd aus Zopfbrot, das auf der Social-Media-Plattform viral ging. Die Künstliche Intelligenz (KI) hatte es erstellt, ein rumänisches Profil hatte es gepostet.

Mehr als 4 Millionen Interaktionen – Likes, Kommentare und Repostings – hat das "Challah Horse" gesammelt. Das ist mehr als jedes einzelne Nachrichtenportal auf der gesamten Plattform – abgesehen von Fox News.

Flut von KI-Bildern

Das Pferd ist Teil eines größeren Internetphänomens: Seit mehr als einem Jahr werden Facebook und andere Plattformen von bizarren und meist schlampig generierten KI-Inhalten überschwemmt: Fotos, Videos, Musik, ganze Websites oder Suchmaschinenergebnisse. Berichten zufolge kursieren bereits 15 Milliarden KI-generierte Bilder im Netz. 

Ein Auszug: 

  • "Shrimp Jesus" - eine Mischung aus Jesus und Krustentier - war im Sommer 2024 das Meme der Stunde. 
  • Ein KI-generiertes Video von US-Präsident Donald Trump und Schauspieler Will Smith beim Spaghetti-Essen ging viral. 
  • Googles neue KI-gestützte Suche empfahl, Käse mit Klebstoff auf Pizza zu kleben.

Diese Inhalte werden als "Slop" (dt. KI-Abfall, -Schlamm oder -Schlacke) bezeichnet, ähnlich negativ konnotiert wie Spam. Ziel der oft befremdlichen Beiträge ist es, ohne inhaltliche Tiefe Engagement zu erreichen, also Klicks und Interaktionen zu generieren, Suchmaschinen-Rankings zu manipulieren und Werbeeinnahmen zu generieren - etwa durch Weiterleitung auf dubiose Online-Shops.

"Ein Geschäftsmodell dahinter ist, dass Facebook Content Creators für Klicks bezahlt. Und wenn der Content sehr billig und schnell hergestellt werden kann, rechnet sich das durchaus", sagt Roland Meyer, Professor für Digitale Kulturen und Künste an der Universität Zürich zu ORF.at.

Verlässliche Information

Das Problem: Wertvolle, verlässliche Informationen werden durch die Masse an KI-Slop immer schwerer zu finden. Sandra Wachter, Professorin für Technologie und Regulierung am Oxford Internet Institute an der Universität Oxford, vergleicht KI-Slop mit Umweltverschmutzung, so als ob jeder "seine leeren Dosen einfach in den Wald wirft. Es wird also viel schwieriger, dort draußen einen schönen Spaziergang zu machen, weil alles verschmutzt wird und weil diese Systeme so viel schneller verschmutzen können als Menschen."

KI-Werbung für Veranstaltung

Dass Bilder nicht immer harmlos sind, sondern auch Fehlinformationen enthalten können, zeigen zahlreiche Beispiele: Während in Kalifornien verheerende Waldbrände wüteten, ging ein Bild des Hollywood-Wahrzeichens in Flammen viral. Ein KI-generiertes Bild eines weinenden Mädchens mit einem Welpen wurde von Trump-Anhängern gepostet, um die Biden-Administration für ihren Umgang mit Hurrikan "Helene" zu kritisieren. 

Für Aufregung sorgte auch eine KI-generierte Werbung für eine angebliche Willy-Wonka-Veranstaltung in Schottland, die zu verärgerten Gästen und einem Polizeieinsatz führte. In Dublin wiederum kündigte eine KI-generierte Website einen Halloween-Umzug an, der Hunderte von Partygängern anzog - aber nie stattfand.

Auf Facebook weitverbreitet

Ein Grund, warum Slop gerade auf Facebook so verbreitet ist, ist, dass die Nutzer dort inzwischen weniger Inhalte posten. Zudem werden politische Inhalte durch den Algorithmus geblockt, während KI-Slop gepusht wird. Die Plattform erstellt beispielsweise KI-generierte Fake-Profile.  

In Zukunft dürfte sich Slop noch weiter verbreiten. Über eine neue Funktion auf der Videoplattform YouTube können Benutzer leichter KI-generierte Kurzvideos erstellen. Eine ähnliche Entwicklung ist auch bei Facebook und Instagram geplant, die beide zu Meta gehören.

Meta-Chef Mark Zuckerberg dürfte insgesamt ein Slop-Fan sein. Sein Facebook-Profil hat er mit einem KI-generierten Hintergrundbild verziert: Lamas, die auf Computerservern stehen. 

Auch das "Challah Horse" hat er geliked. Übrigens: Das Bild wurde ursprünglich von einer polnischen Nachrichtenagentur erstellt, um vor den Gefahren schlampiger KI-generierter Inhalte zu warnen.

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