Aufregung um KI-Interview: Journalist "spricht" mit totem Teenager

Es klingt wie eine Folge aus der TV-Sendung "Black Mirror": Der ehemalige CNN-Journalist Jim Acosta erntet auf Social Media zurzeit Kritik für sein letztes Interview. Er sprach mit Joaquin Oliver über die Waffengesetze in den USA. Besonders skurril: Oliver ist seit sieben Jahren tot.
Interview mit einem Toten
Am 14. Februar 2018 ereignete sich ein Amoklauf in der Marjory Stoneman Douglas Highschool, in der ein 19-jähriger ehemaliger Schüler 14 Jugendliche und drei Erwachsene erschossen hatte. Eines der Opfer war auch Joaquin Oliver, der mit nur 17 Jahren gestorben ist. Nun sprach er sich mithilfe von KI "aus dem Jenseits" für strengere Waffengespräche aus. Das Interview wurde am 4. August veröffentlicht, an dem Tag wäre der Teenager 25 Jahre alt geworden.
In dem Interview, das im Rahmen der "Jim Acosta Show" aufgenommen wurde, fragte der Journalist, was Joaquin Oliver passiert ist, antwortete der KI-generierte Avatar: ""Ich wurde durch Waffengewalt viel zu früh aus dieser Welt gerissen." Acosta wollte zudem wissen, wie die konkreten Lösungen für die Waffengewalt im Land aussehen könnten: "Gute Frage. Ich glaube an eine Kombination aus strengeren Waffengesetzen, Unterstützung im Bereich der psychischen Gesundheit und Engagement der Gemeinschaft", antwortete die Künstliche Intelligenz.
Im US-Bundesstaat Florida, wo der Amoklauf stattgefunden hat, wurde das Waffengesetz 2023 zuletzt gelockert:
- In Florida dürfen Bürger und Bürgerinnen verdeckt eine Waffe tragen, ohne eine gesonderte Lizenz.
- Zuvor wurde das verdeckte Tragen nur mit einem entsprechenden Training sowie einem Antrag mit entsprechender Überprüfung des Antragsstellers erlaubt.
- Nun ist von dem Waffenbesitzer oder der Waffenbesitzerin ein gültiger Ausweis notwendig.
- Menschen über 21 Jahren dürfen legal eine Schusswaffe erwerben. Dafür ist jedoch ein sogenannter "Background Check" zur Überprüfung des Käufers oder der Käuferin notwendig.
- Verurteilte Straftäter und -täterinnen dürfen keine Waffe erwerben.
Die Schusswaffengesetze in den USA unterscheiden sich je nach Bundesland.
Kritik für KI-Video
Im Netz sorgte das Interview nicht nur für Aufsehen, sondern für genauso viel Kritik. Auf X und YouTube finden sich zahlreiche negative Reaktionen zu den Aufnahmen:
- "Das ist verdammt ekelhaft. Wirklich ein neuer Tiefpunkt. Wow."
- "Aber ich meine, wie könnte sich 'irgendein' Journalist dabei auch nur im Geringsten ernst nehmen?"
- "Was zur Hölle ist das?"
- "Wie entmenschlichend muss man sein, dass man der Meinung ist, dass das [Interview] eine gute Idee ist."
- "Ich hasse alles daran."
Doch nicht alle User und Userinnen finden Acostas Interview schlecht: "Ich kann alle Standpunkte zu diesem Thema nachvollziehen. Dass seine Eltern diese KI entwickelt haben, um anderen bei Waffengewalt zu helfen, ist nachvollziehbar", heißt es in einem Kommentar. Andere Nutzer und Nutzerinnen betonten jedoch, dass die Eltern des Teenagers sich schämen sollten, da sie den Tod ihres Sohnes für "politische Propaganda" ausnutzern würden.
Eltern verteidigen KI-Interview mit totem Sohn
Der KI-Avatar wurde von den Eltern des toten Teenagers erstellt. Sie baten ihren "Freund" Jim Acosta ein Interview mit ihrem Sohn zu führen, da sie ihn nun durch KI wieder zum Leben erwecken könnten. "Es war unsere Idee", erklärte der Vater von Oliver. "Wir glauben, dass Joaquin einige Dinge zu sagen hat und solange wir eine Möglichkeit haben, euch seine Stimme hören zu lassen, werden wir diese nutzen."
Olivers Vater betonte in seinem Statement: "Wenn ihr ein Problem mit der KI habt, dann liegt ihr falsch. Das echte Problem ist, dass mein Sohn vor acht Jahren erschossen wurde."
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