Nach Blatten: Nun droht Felssturzgefahr an Grenze zu Österreich

Nach dem dramatischen Felssturz in Blatten steht nun ein weiteres alpines Gebiet vor einer potenziellen Naturkatastrophe: Am Hochvogel in den Allgäuer Alpen zeigt sich ein immer tiefer werdender Felsspalt.
Rund 260.000 Kubikmeter Gestein könnten bald in das österreichische Hornbachtal stürzen.
Tiefer Riss durchzieht den Gipfel
Der Hochvogel, ein 2.592 Meter hoher Berg an der Grenze zwischen Deutschland und Österreich, ist stark instabil geworden. Ein riesiger Riss, der sich vom Gipfelkreuz nach unten zieht, hat mittlerweile eine Länge von 40 Metern, eine Breite von bis zu drei Metern und eine Tiefe von acht Metern erreicht. In den letzten fünf Jahren hat sich die Spalte um 30 Zentimeter verbreitert, was von Experten als deutliches Warnsignal für einen bevorstehenden Bergsturz gewertet wird.
Gefährdetes Gebiet: Hütten betroffen
Zwar ist das bedrohte Gebiet nicht dauerhaft bewohnt, jedoch befinden sich dort Almen, Berghütten und Wanderwege. Diese stellen ein potenzielles Risiko für Menschen dar, die sich in der Region aufhalten. Um rechtzeitig vor einem Abbruch warnen zu können, wird der Berg seit Jahren von einem Messsystem überwacht.
Präzise Vorhersagen möglich – aber nur kurzfristig
Professor Michael Krautblatter von der Technischen Universität München leitet das Überwachungssystem. Er erklärt gegenüber BR24, dass kurzfristige Prognosen gut machbar sind. Sollte sich das Gestein plötzlich schneller bewegen, etwa von einem Zentimeter pro Tag auf einen Zentimeter pro Stunde, würde sofort Alarm ausgelöst und entsprechende Evakuierungsmaßnahmen eingeleitet.
Horror-Szenario: Felssturz auf Tiroler Seite
Die Gefahr bleibt jedoch bestehen: Laut Krautblatter wird sich der Berg in den kommenden zehn bis zwanzig Jahren voraussichtlich nicht stabilisieren. Er rechnet mit mehreren kleineren Felsabbrüchen, die in mehreren Schüben ablaufen werden. Im schlimmsten Fall könnten große Mengen Geröll in zwei bereits gesperrte Wildbäche stürzen und im Extremfall sogar das Hinterhornbachtal auf Tiroler Seite bedrohen. "Das ist der halbe Gipfel, der dann wegbräche, das ist nicht so alltäglich", erklärt Krautblatter.
Klimawandel als Hauptursache
Ein zentraler Faktor für die zunehmende Instabilität ist laut Krautblatter der Klimawandel. Durch das Auftauen von Permafrostböden verlieren viele Felsen in den Alpen ihren natürlichen Halt. Zusätzlich sorgen extreme Wetterereignisse wie Starkregen oder Blitzschläge für eine Verschärfung der Lage. "Felsenfest ist ein Begriff aus vergangenen Zeiten", kommentiert der Wissenschaftler die aktuelle Entwicklung.
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