"Career Minimalism": Hat Gen Z keine Lust mehr, Karriere zu machen?

Eine Frau sitzt vorm Laptop und arbeitet vor einem Sofa.
Das Konzept "Career Minimalism", das vor allem von Gen Z zunehmend verfolgt wird, verändert derzeit die Arbeitswelt. Worum geht es?

In einer Zeit, die von wirtschaftlicher Unsicherheit und einer wachsenden Burnout-Kultur geprägt ist, sucht die Generation Z nach neuen Wegen, Arbeit und Leben in Einklang zu bringen. Ein Konzept fasst diesen Wandel besonders gut zusammen: "Career Minimalism" - und dieses befindet sich abseits des klassischen Karrieresprungs.

Was bedeutet "Career Minimalism"?

Career Minimalism (zu Deutsch Karriere-Minimalismus) beschreibt eine Haltung, bei der Arbeitnehmer bewusst auf den ständigen Drang nach Beförderungen, Titeln und Prestige verzichten und das zugunsten von Selbstbestimmung, mentaler Gesundheit und einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit.

68 % wollen keine Führungsrolle annehmen

Laut einer aktuellen Umfrage der Karriereplattform Glassdoor, welche 1.000 Beschäftigte in den USA befragte gaben 68 Prozent der befragten Gen-Z-Angestellten an, sie würden keine Führungsrolle übernehmen, wenn damit kein höheres Gehalt oder zusätzlicher Nutzen verbunden wäre. Stattdessen legen sie den Fokus auf persönliche Weiterentwicklung, Sicherheit und eine gesunde Work-Life-Balance. 

Ähnliche Ergebnisse in Österreich und Deutschland

Auch in Österreich zeichnet sich ein ähnliches Bild ab die Deloitte-Studie 2025 zeigt, dass junge Österreicher der Generation Z vor allem finanzielle Unabhängigkeit und Work-Life-Balance anstreben, während klassische Führungspositionen für sie an Bedeutung verlieren. Eine vergleichbare Umfrage der IU Internationalen Hochschule in Deutschland kam zum Ergebnis, dass sogar 82 Prozent der Befragten dieser Altersgruppe halten eine gute Work-Life-Balance für wichtiger als eine steile Karriere.

Ist die Gen Z deshalb faul?

Trotz ihres minimalistischen Ansatzes gilt Gen Z nicht als ambitionslos – viele investieren Energie in kreative Nebentätigkeiten oder Freelance-Projekte. Laut Glassdoor verfügen 57 Prozent über mindestens ein zusätzliches Einkommen, etwa durch Content-Erstellung, Beratung oder eigene Start-ups. "Gen Z lehnt Ehrgeiz nicht ab – sie richtet ihn nur neu aus, hin zu nachhaltigen Karrierewegen, die finanzielle Sicherheit und persönliche Erfüllung vereinen", so Daniel Zhao, Chefökonom bei Glassdoor.

Neue Herausforderungen für Unternehmen

Der Aufstieg des "Career Minimalism" zwingt Unternehmen, über traditionelle Karrierewege hinauszudenken. Klassische Motivationsinstrumente – Beförderungen, Boni, Titel – verlieren an Zugkraft. Stattdessen gewinnen Weiterbildungsprogramme, flexible Arbeitsmodelle und individuelle Prozesse an Bedeutung. Einige Firmen reagieren bereits: Laut Business Insider (2025) beschäftigen US-Unternehmen zunehmend Etikette- und Kommunikationscoaches, um junge Mitarbeitende beim Übergang in den Berufsalltag zu unterstützen. Auch in Deutschland setzen Personalabteilungen verstärkt auf Mentoring-Modelle und projektbasierte Karriereentwicklung.

Kommentare